Israel übt Vergeltung Gewaltausbruch in Nahost
26.12.2009, 14:13 UhrNachdem ein Rabbi von Al-Aksa-Kämpfern erschossen wurde rückt die israelische Armee gegen Palästinenser vor - ingesamt sechs Menschen sterben bei mehreren Zwischenfällen.
Nach dem tödlichen Überfall auf einen Israeli hat die Armee sechs Palästinenser im Gazastreifen und Westjordanland erschossen. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas sprach von einem dramatischen Gewaltausbruch und warf Israel vor, die Lage bewusst eskalieren zu lassen. Ministerpräsident Salam Fajad warnte vor einer Gewaltspirale und bat die internationale Staatengemeinschaft um Hilfe, um ein weiteres Blutvergießen zu verhindern.
Im Gazastreifen starben nach israelischen Armeeangaben drei militante Palästinenser bei dem Versuch, die Grenze nach Israel zu überqueren. Aus Hamas-Kreisen verlautete dagegen, es habe sich um Zivilisten gehandelt, die bei Tagesanbruch Metallabfall nahe der Grenze zu Israel gesammelt hätten.
Im Westjordanland erschossen israelische Soldaten zudem drei Anhänger der Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden, die zur Fatah-Bewegung von Abbas gehören, wie Helfer vor Ort berichteten. Die Soldaten hätten in der Stadt Nablus zunächst die Häuser der betroffenen Palästinenser umstellt, bevor sie die drei Verdächtigen erschossen hätten.
Verdächtige festgenommen
In einer offiziellen Stellungnahme des israelischen Militärs erklärte ein Sprecher, in der Nacht zum Samstag seien israelische Truppen in Nablus im Norden des Westjordanlandes eingedrungen, um "jene Männer auszumachen und festzunehmen, die unter dem Verdacht standen, an der Ermordung von Meir Avshalom Hai involviert gewesen zu sein". Rabbi Meir Avshalom Hai war am Donnerstagnachmittag in seinem Auto nahe der Siedlung Schawei Schomron erschossen worden. Israelische Medien berichteten, dass das der erste Terroranschlag mit tödlichem Ausgang im besetzten Westjordanland seit sieben Monaten gewesen sei. Zu der Tat hatten sich die Al-Aksa-Brigaden bekannt
Die Fatah bestätigte, dass es sich bei den Getöteten um Kämpfer der Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden handelte. Die Männer seien vor einiger Zeit im Rahmen eines Sicherheitspakts entwaffnet worden. Die israelische Armee erklärte dagegen, bei mindestens einem der Getöteten seien Waffen gefunden worden.
Palästinenser empört
"Diese schwere israelische Eskalation zeigt, dass Israel kein Interesse an Frieden hat und die Situation explodieren lassen will", sagte Abbas' enger Berater Nabil Abu Rdainah. "Israel torpediert die internationalen und amerikanischen Bemühungen, die Friedensgespräche wieder in Ganz zu bringen." Ministerpräsident Fajad verurteilte die Übergriffe in einer schriftlichen Stellungnahme. "Dies ist ein trauriger Tag für die Palästinenser." Er könne nur hoffen, dass die Region nicht in einem Kreislauf von Gewalt und Chaos versinke.
Der Gewaltausbruch ereignete sich einen Tag vor dem ersten Jahrestag des international kritisierten Gazakriegs, bei dem etwa 1400 Palästinenser und 13 Israelis starben. Seit dem Krieg liegen die Gespräche zwischen Israelis und Palästinensern über die Möglichkeit eines Friedensabkommens auf Eis. Abbas fordert einen unbefristeten Stopp des israelischen Siedlungsbaus in den besetzten Palästinensergebieten als Voraussetzung für die Aufnahme weiterer Verhandlungen. Israels rechtskonservativer Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat bislang angeboten, den Siedlungsbau für eine bestimmte Zeit auszusetzen.
Quelle: ntv.de, usa/tis/dpa/AFP