Altkanzler plant angeblich Stiftung Gibt Maike Kohl-Richter die Akten frei?
13.10.2014, 10:13 Uhr
Maike Kohl-Richter und Helmut Kohl am vergangenen Mittwoch auf der Frankfurter Buchmesse.
(Foto: imago/Hartenfelser)
Historiker befürchten, dass die zweite Frau von Altkanzler Kohl den Nachlass ihres Mannes kontrollieren will. Nun verrät Kohls Anwalt: Der 84-Jährige plant eine Stiftung. Der Streit mit Kohls ehemaligem Ghostwriter Schwan geht unterdessen weiter.
Altkanzler Helmut Kohl will seinen Nachlass einer Stiftung übergeben. Das kündigte sein Anwalt Stephan Holthoff-Pförtner in der ARD-Talkshow von Günther Jauch an. "Ich habe es heute mit ihm besprochen, auch mit Frau Richter. Beide haben gesagt, es besteht überhaupt kein Zweifel, dass die Verwaltung über das geistige, politische Erbe Historiker bekommen. Es soll eine Stiftung sein", sagte Holthoff-Pförtner.
Kohls zweite Ehefrau Maike Kohl-Richter erhebe keine Ansprüche auf den Nachlass. "Frau Richter hat mir ausdrücklich gesagt, sie will es nicht und sie kann es nicht", sagte der Anwalt. Nicht Kohl-Richter solle die Entscheidungsbefugnis über den Nachlass haben, sondern "ein Gremium von Historikern".
Maike Kohl-Richter gilt unter ehemaligen Kohl-Freunden als die Person, die den Altkanzler abschottet und kontrolliert. Kohls langjähriger Ghostwriter Heribert Schwan etwa wirft ihr vor, den Nachlass des Bundeskanzlers a.D. schon zu Lebzeiten zu verwalten. Schon nachdem Kohl vor vier Jahren Akten aus seinem politischen Nachlass aus der Konrad-Adenauer-Stiftung hatte abholen lassen, war die Befürchtung laut geworden, dass hier "ein Lebenswerk unter Verschluss genommen" werden soll, wie Schwan es ausdrückt.
"Ich fühle mich von Maike Richter nicht ausgeschlossen"
Holthoff-Pförtner betonte bei Jauch, er sei mit Helmut Kohl befreundet, "und ich war mit ihm befreundet, bevor er geheiratet hat". Er fühle sich von Maike Richter nicht ausgeschlossen; "das muss man offensichtlich sagen, weil es ja so üblich zu sein scheint". Berichten zufolge hat Maike Kohl-Richter nach ihrer Hochzeit mit Kohl im Jahr 2008 mehrere Personen aus dem Umfeld ihres Mannes ausgeschlossen - nicht einmal die Söhne haben noch Zugang zu ihrem Vater. Auch Schwan war in dieser Zeit bei Kohl in Ungnade gefallen und aus dem Hause Kohl verbannt worden. Band vier der Kohl'schen "Erinnerungen" ist daher nie fertiggestellt worden.
Bei "Jauch" stritten Schwan und Holthoff-Pförtner teils heftig um die Frage, was mit den Kopien der 200 Tonkassetten passieren solle, die sich im Besitz des früheren Ghostwriters befinden. Auf der Basis von mehr als 600 Stunden Interviews mit Kohl hat Schwan das Buch "Vermächtnis" veröffentlicht, in dem aus den Tonbändern zitiert wird. Die Originalbänder hatte er nach einem Urteil abgeben müssen - über Kopien sagte das Landgericht Köln jedoch nichts.
Schwan kündigte an, er wolle dem Bundesarchiv eine Kopie seiner Gespräche mit Kohl zur Verfügung stellen. Dort wären die Bänder "für Historiker zugelassen". Holthoff-Pförtner entgegnete, diese Aufnahmen seien das "Ergebnis einer Straftat; ich weiß nicht, ob das Bundesarchiv die nimmt". Der "Spiegel"-Journalist Nikolaus Blome kommentierte diesen Einwurf mit den Worten, Holthoff-Pförtner habe zwei Mal versucht, Schwans Vorgehen als Straftat einstufen zu lassen und sei bislang jedes Mal gescheitert.
Quelle: ntv.de, hvo/dpa