Kritik an Entsorgung in Deutschland Giftmüll sorgt für Ärger
25.05.2012, 17:36 UhrEigentlich will niemand solchen Giftmüll haben. Da es in Deutschland aber die besten Entsorgungsanlagen gibt, sollen die Abfälle aus dem indischen Bhopal hier entsorgt werden. Umweltschützer sehen den neuen Bundesumweltminister Altmaier in der Pflicht, Stellung zu beziehen. Sie berufen sich auf strenge Regeln für Giftmülltransporte.

Dieser Giftmüll aus dem indischen Bhopal soll nach Deutschland entsorgt werden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert vom Bundesumweltministerium Auskunft über die geplante Giftmüll-Entsorgung aus dem indischen Bhopal in Deutschland. Die Organisation will mit einer Anfrage nach dem Umweltinformationsgesetz klären, um was für Müll es sich genau handelt, wo der Müll entsorgt werden soll und wann der Import nach Deutschland vorgesehen ist.
Die geplante Entsorgung ist nach indischen Angaben Teil eines Angebots der staatlichen deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). In Bhopal waren am 3. Dezember 1984 aus der Pestizidfabrik des US-Konzerns Union Carbide etwa 40 Tonnen hochgiftiges Methylisocyanat (MIC) ausgetreten. Schätzungen gehen davon aus, dass nach der Katastrophe 8000 Menschen starben. Mehr als 15.000 weitere starben an Spätfolgen, zehntausende erkrankten.
Die 350 Tonnen Giftmüll, um deren Entsorgung es nun geht, haben aber nichts mit dem Gas zu tun. Die Abfälle wurden bereits in den Jahren zuvor auf dem Firmengelände eingelagert. Der BUND, aber auch Greenpeace Deutschland fordern, dass geprüft werden soll, ob der Müll nicht in indischen Verbrennungsanlagen entsorgt werden kann.
"Wir haben das größte Know-How"
Der BUND geht davon aus, dass in Deutschland folgende Sonderabfallverbrennungsanlagen für den Müll infrage kommen: Eine Anlage im bayerischen Baar-Ebenhausen, bei der BASF in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz), eine Anlage im hessischen Biebesheim, in Nordrhein-Westfalen Verbrennungsanlagen in Leverkusen, Dormagen und Herten sowie eine Anlage im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel.
Der Entsorgungsexperte Manfred Gleis vom Umweltbundesamt (UBA) sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass die indischen Entsorgungsanlagen bisher aber wohl technologisch dazu nicht in der Lage seien. "Wir haben in Deutschland weltweit das größte Know-How bei der Sonderabfallentsorgung", betont Gleis.
Greenpeace Indien ist anders als der deutsche Ableger der Umweltschutzorganisation nicht grundsätzlich gegen eine Entsorgung des Giftmülls in der Bundesrepublik. Allerdings müsste nach dem Verursacherprinzip das Unternehmen Dow Chemicals als Nachfolger des Bhopal-Fabrikbetreibers Union Carbide die Kosten übernehmen. Das hatte Greenpeace Deutschland ebenfalls verlangt.
Rampati Kumar von Greenpeace Indien sagte der dpa: "Es ist absolut nicht hinnehmbar, dass die indische Regierung öffentliche Gelder dafür verwenden soll, um den Dreck zu beseitigen, den Union Carbide hinterlassen hat." Wenn Dow Chemicals zahle, könnten die Gefahrenstoffe überall hingebracht werden, wo sie sicher entsorgt werden könnten. Er nannte Deutschland als Beispiel.
Quelle: ntv.de, dpa