"Schnulli-Gate" um Wulffs Vertrauten Glaeseker will von Bestechung nichts wissen
09.12.2013, 12:07 Uhr
Wulff hatte Glaeseker als seinen "siamesischen Zwilling" bezeichnet.
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Neben dem Prozess gegen Ex-Bundespräsident Wulff beginnt ein weiteres Korruptionsverfahren: Auf der Anklagebank sitzt Olaf Glaeseker. Der enge Vertraute und Sprecher Wulffs wurde "Schnulli" genannt und erhielt schonmal einen "Glatzenschmatz".
Knapp vier Wochen nach Beginn des Korruptionsprozesses gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff steht nun auch dessen ehemaliger Sprecher Olaf Glaeseker vor Gericht. In dem Prozess vor dem Landgericht Hannover wies der 52-Jährige alle gegen ihn gerichteten Vorwürfe wegen Bestechlichkeit zurück. "Ich habe mich im Sinne meines Dienstherrn engagiert", sagte Glaeseker. Einen direkten Auftrag habe es nicht gegeben.

Bundespräsident Wulff und sein damaliger Sprecher Glaesecker (l) im Juni 2011 in Schloss Bellevue.
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Glaeseker hat sich nach Ansicht der Staatsanwaltschaft in seiner Zeit als niedersächsischer Regierungssprecher korrupt verhalte n, indem er sich von dem ebenfalls angeklagten Event-Manager Manfred Schmidt zu neun kostenlosen Urlauben in Spanien und Frankreich sowie 19 Flugreisen im Gesamtwert von etwa 12.000 Euro einladen ließ.
Als Gegenleistung soll er soll Schmidt dafür von 2007 bis 2009 bei der Sponsorensuche für das Promi-Fest "Nord-Süd-Dialog" geholfen haben. Rund 650.000 Euro Sponsorengelder soll Glaeseker akquiriert haben. Schmidt soll mit den drei Veranstaltungen rund eine Million Euro Gewinn gemacht haben. Ziel der Veranstaltungen war es, ein Netzwerk zwischen Prominenten aus Niedersachsen und Baden-Württemberg aufzubauen.
Alles im grünen Bereich?

Glaeseker und Schmidt bedachten sich gegenseitig mit "Glatzenschmatzern".
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Glaeseker und Schmidt streiten die Vorwürfe ab - ihre Freundschaft sei deutlich älter als der "Nord-Süd-Dialog". Tatsächlich waren pikante Details aus dem Email-Verkehr der beiden bekanntgeworden, die einen sehr vertrauten Umgang nahelegen. Eine Mail Glaesekers an Schmidt soll dieser mit "Schnulli" unterzeichnet haben, die Schmidt als "Oberschnulli" beantwortete. Weil die Sache so gut lief, wurden auch "Glatzenschmatzer" verteilt. Irgendwann soll in Anspielung an den damaligen Ministerpräsidenten auch von "Generalfeldschnulli" die Rede gewesen sein. Der "Stern" hatte seinerzeit den Mailverkehr zwischen Glaeseker und Schmidt veröffentlicht - unter der Überschrift "Schnulli-Gate" in der Staatskanzlei.
Für Glaeseker und dessen Anwalt kommt die Veröffentlichung der Spaßmails nicht ungelegen, beweisen sie doch den engen freundschaftlichen Umgang der Angeklagten. Zudem wies Glaeseker wiederholt darauf hin, dass es sich bei den Häusern in Spanien und Frankreich nicht um Feriendomizile, sondern um Schmidts jeweilige Wohnorte handelte, in denen man sich getroffen habe. Darüber hinaus sei die Sponsorensuche keine dienstliche Handlung gewesen, sondern eine Privathandlung im Landesinteresse.
Die Staatsanwaltschaft hingegen vermutet, dass es im Umfeld des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Wulff mit "hinreichender Sicherheit zu Korruptionsstraftaten gekommen ist". Richterin Renata Bürgel hat mehrere Verhandlungstage bis Mitte April 2014 angesetzt. Wulff soll Anfang Februar als Zeuge befragt werden. Auch Fernsehmoderatorin Sabine Christiansen, eine Freundin Schmidts, soll als Zeugin aussagen.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa