"Sie mag Steinbrück lieber" Glos klagt über Merkel
10.02.2009, 15:46 UhrEx-Bundeswirtschaftsminister Michael Glos hat nach einem Zeitungsbericht schwere Vorwürfe gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel erhoben. Er habe sich von der CDU-Chefin häufig nicht beachtet, immer öfter aber bewusst missachtet gefühlt, habe Glos am Montagabend in einer Sitzung der CSU-Landesgruppe im Bundestag gesagt, berichtet der "Münchner Merkur". "Sie hat immer geglaubt, ich hätte von vielen Dingen keine Ahnung. Stattdessen hängt sie an den Lippen von Finanzminister (Peer) Steinbrück, der sich jeden Satz aufschreiben lassen muss", wird der CSU-Politiker zitiert.
Vor allem in der CDU sei der Eindruck vermittelt worden, er sei zu dumm, einen Vermerk zu lesen, erklärte Glos laut Bericht. Er warf Merkel vor, in der Union Zweifel an seiner Eignung als Wirtschaftsminister genährt zu haben. Dabei habe er sich seit Beginn der Krise mit allen Abläufen im Detail befasst, "auch wenn andere das bezweifeln".
Tränen in der Landesgruppe
Nach dem Bericht will Glos im Herbst 2009 erneut für den Bundestag kandidieren. Glos habe sich mit emotionalen Worten und unter Tränen bei der CSU-Landesgruppe für die Unterstützung bedankt. "Das waren meine besten Jahre", habe der frühere Landesgruppenchef gesagt. Glos wird im Dezember 65. Seinen Rücktritt hatte er offiziell mit seinem Alter begründet.
Inoffiziell war sein Rücktrittsgesuch allerdings vor allem als Affront gegen CSU-Chef Horst Seehofer verstanden worden: Glos hatte den bayerischen Ministerpräsidenten am Samstag in einem Brief darum gebeten, ihn von seinen "Ministerpflichten zu entbinden". Diesen Brief faxte er weder in die Staatskanzlei noch in die CSU-Zentrale, sondern in Seehofers Privathaus in Ingolstadt. Als Medien bereits über den Brief berichteten, war Seehofer noch völlig ahnungslos auf der Sicherheitskonferenz in München.
Von Seehofer ausgemustert
Anlass für das Schreiben soll eine Meldung im Ingolstädter "Donaukurier" gewesen sein. Das Blatt hatte am Samstag einen Artikel veröffentlicht, in dem geschildert wird, dass Seehofer dem bayerischen Unternehmer und CSU-Schatzmeister Thomas Bauer für die Zeit nach der Wahl im September ein hohes Partei- oder Regierungsamt angeboten hat - mutmaßlich das Amt des Wirtschaftsministers.
Der frühere CSU-Ministerpräsident Günther Beckstein sagte der "Süddeutschen Zeitung", Glos "hätte mehr Unterstützung von allen Beteiligten verdient". Der ehemalige Staatskanzleichef Eberhard Sinner warf Seehofer vor, er sei "nicht optimal in der Menschenführung".
Quelle: ntv.de