"Ein deutsches Leben" Goebbels Sekretärin: "Nichts gewusst"
30.06.2016, 14:28 Uhr
Brunhilde Pomsel
(Foto: imago/Future Image)
Brunhilde Pomsel ist eine der letzten Zeitzeuginnen, die nah am Führungszirkel der Nazis waren. In einem Dokumentarfilm spricht sie nun über ihre Rolle als Sekretärin von Propagandaminister Goebbels - und erklärt, was auch viele Deutsche nach dem Krieg erklärten.
Brunhilde Pomsel, die ehemalige Sekretärin von Propagandaminister Joseph Goebbels, will von den Gräueln der Nazis nichts mitbekommen haben. "Nichts haben wir gewusst, es ist alles schön verschwiegen worden, und das hat funktioniert", sagt sie im Dokumentarfilm "Ein deutsches Leben", der am Mittwochabend auf dem Filmfest München Premiere hatte. Erst nach Kriegsende sei ihr das ganze Ausmaß der Geschehnisse bewusst geworden.
Die mittlerweile 105-Jährige ist eine der letzten Zeitzeuginnen, die das Nazi-Regime als junge Frau miterlebt haben und die ganz nah am Führungskreis der Nationalsozialisten war. Goebbels war einer der führenden Nationalsozialisten nach Adolf Hitler.
Pomsel, die in einem Münchner Altenheim wohnt, war von 1942 bis 1945 die Sekretärin Goebbels. Wie sie im vergangenen Jahr berichtete, hatte sie angeblich nie ein besonders gutes Verhältnis zu Goebbels gehabt. "Er war steif wie ein Spazierstock", sagte sie. Seine Frau oder Kinder habe sie nie kennengelernt.
Im Mai 1945, kurz vor der deutschen Kapitulation, suchte Pomsel Schutz im Keller des Propagandaministeriums. Dabei sei sie auch über Goebbels Tod informiert worden. Nach Kriegsende gelangte sie in sowjetische Kriegsgefangenschaft, erst 1950 kam sie frei. Später arbeitete sie beim Südwestfunk und bei der ARD.
Die österreichische Produktionsfirma blackbox aus Wien hat den Film "Ein deutsches Leben" mit vier Regisseuren realisiert und die in München lebende Pomsel zwei Wochen lang interviewt. Produzent und Regisseur Christian Krönes sieht den Streifen als zeithistorisches Dokument auch für Schulen, Museen und Bildungseinrichtungen. Zunächst reist "Ein deutsches Leben" zu Festivals nach Jerusalem und San Francisco. Voraussichtlich im Herbst soll der Film dann in den USA ins Kino kommen. Wann er in Deutschland gezeigt wird, steht noch nicht fest.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa