Politik

"Salzstock als Endlager ungeeignet" Gorleben sitzt auf einer Gasblase

Blick auf das Gelände des Salzstocks.

Blick auf das Gelände des Salzstocks.

(Foto: picture alliance / dpa)

Aus bisher unveröffentlichten Untersuchungsberichten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe geht hervor, dass der für die Endlagerung hochradioaktiven Atommülls vorgesehene Bereich im Salzstock Gorleben komplett von Gaseinschlüssen durchzogen ist. Für Greenpeace ein Beweis, dass der Salzstock undicht ist.

Seit Jahren wird über den Salzstock Gorleben gestritten, ob er als Atommüll-Endlager geeignet ist. Bekanntlich liegt aber der Salzstock über dem größten Erdgasvorkommen Deutschlands. Eine neue, von der Umweltorganisation Greenpeace in Auftrag gegebene Studie belegt jetzt, dass dieses Gas auch im Salzstock selbst zu finden ist. Für Greenpeace ist dies ein klarer Beleg dafür, dass er als Atommüll-Endlager ungeeignet ist.

Der für die Entsorgung hoch radioaktiver Abfälle vorgesehene Bereich im Salzstock sei offenbar komplett von Gaseinschlüssen durchzogen, heißt es in der Studie. Greenpeace bezieht sich auf Untersuchungsberichte der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), die Greenpeace auswerten ließ.

Danach seien Gas und flüssige Kohlenwasserstoffe in sämtlichen Gesteinsproben des Erkundungsbereiches gefunden worden. Nach der Einschätzung des von Greenpeace beauftragten Wissenschaftlers könne der Salzstock seine notwendige Barrierefunktion zur Umwelt nicht erfüllen.

Gase schon vor 30 Jahren nachgewiesen

Die Castorbehälter werden derzeit in einer Halle auf dem Gelände gelagert.

Die Castorbehälter werden derzeit in einer Halle auf dem Gelände gelagert.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Gasvorkommen unter dem Salzstock waren bereits bekannt, als im Februar 1977 die Entscheidung für Gorleben als Endlagerstandort fiel. Bei Tiefbohrungen 1980 und 1981 stießen die Bohrmannschaften auf gasförmige und flüssige Kohlenwasserstoffe im Salz. Die Gase standen unter hohem Druck, waren brennbar und mussten teilweise abgefackelt werden. Auch bei den Schachtvorbohrungen 1982 traten Gase aus. Mehrfach musste der Betrieb eingestellt werden, weil Gasbekämpfungsmaßnahmen notwendig wurden.

Nach dem Greenpeace-Bericht kommt der Wissenschaftler Ulrich Schneider zu dem Schluss, dass eine sichere Lagerung des Atommülls in Gorleben unmöglich ist. Hochradioaktiver Müll entwickelt Wärme. Bei der Einlagerung heizt sich das Salzgestein auf, es wird bis zu 200 Grad heiß. Dadurch dehnen sich Gase, aber auch an das Salz gebundenes Wasser aus. Durch die Spannung kommt es im Gestein zu sogenannten mikrocracks, also Mikrorissen. "Die weit verbreitete Behauptung, dass es im Salz wegen dessen plastischer Eigenschaften nicht zu offenen Klüften und Spalten kommen kann, kann heute als widerlegt gelten", erklärt Schneider.

Greenpeace forderte Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) auf, die Endlagerpläne in Gorleben aufzugeben.

Quelle: ntv.de, dpa

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