Politik

Werte könnten Castor gefährden Gorleben strahlt bedenklich

(Foto: picture alliance / dpa)

Am Zwischenlager in Gorleben messen die Behörden eine höhere Strahlenbelastung als im vergangenen Jahr. Das Umweltministerium spielt die Zahlen herunter, in einem internen Papier heißt es jedoch, der Castor-Transport könne unter Umständen nicht stattfinden. Derweil geht das AKW Brokdorf wieder ans Netz.

Bei Messungen am Atommüllzwischenlager Gorleben sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegene Strahlenwerte festgestellt worden. Der Halbjahreswert für Neutronenstrahlung am Zaun des Zwischenlagers lag nach Angaben des Umweltministeriums von Niedersachsen im vorigen Jahr bei 0,23 Millisievert, in diesem Jahr bei 0,27 Millisievert. Auf das Jahr betrachtet ist dort ein Wert von 0,30 Millisievert erlaubt. Der genaue Grund für die gestiegenen Messwerte sei noch unklar, erklärte eine Sprecherin des Ministeriums. Es sei aber möglich, dass die Steigerung daraus resultiere, dass ein Messpunkt um vier Meter versetzt worden sei und dadurch etwas näher an der Halle mit den Castor-Behältern liege.

Beim Castor-Transport 2010 kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten.

Beim Castor-Transport 2010 kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Norddeutsche Rundfunk zitierte einen internen Vermerke der Behörde, die für die Messungen verantwortlich ist. In dem Schreiben des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) heißt es, nach den aktuellen Werten sei nicht auszuschließen, dass die erlaubte Jahresdosis für 2011 überschritten werden könnte. Eine Einlagerung weiterer Castor-Behälter wäre dann nicht zulässig, heißt es weiter.

Das niedersächsische Umweltministerium behauptet dennoch, dass der nächste Castor-Transport mit Atommüll nach Gorleben in diesem Herbst nicht gefährdet ist. Die Sprecherin wies darauf hin, dass die Grenzwerte für das Zwischenlager Gorleben deutlich schärfer seien als für andere deutsche Atomanlagen an vergleichbarer Stelle - dort gelte in der Regel ein Jahresgrenzwert von 1,0 statt wie in Gorleben von 0,3 Millisievert. Um den nächsten Castor-Transport dennoch in das Zwischenlager bringen zu können, sei es denkbar, die Neutronenstrahlung durch zusätzliche Abschirmmaßnahmen abzufangen. Eine wirksame Maßnahme könnte auch die Umstellung der Behälter innerhalb des Lagers sein, um den Abstand zum Zaun des Betriebsgeländes zu erhöhen, wo gemessen wird.

Grüne wollen Castor absagen

Die Grünen im niedersächsischen Landtag forderten umgehend, den nächsten Castor-Transport nach Gorleben für den Herbst abzusagen. Die Werte seien ein Alarmsignal. Fraktionschef Stefan Wenzel warnte Landesregierung und Atomindustrie davor, weitere Einlagerungen durch Tricks und Manipulationen ermöglichen zu wollen. Die Umstellung von Behältern sei eine "abenteuerliche Überlegung".

Die endgültige Entscheidung, ob es in diesem Jahr einen Castor-Transport nach Gorleben gibt, fällt nach Angaben aus dem Ministerium im Oktober.

Brokdorf wieder im Einsatz

Das nach einem Transformatoren-Ausfall abgeschaltete Kernkraftwerk Brokdorf darf wieder anfahren - mit nur einem Trafo. Die Kieler Atomaufsicht erteilte ihre Zustimmung. Es gebe keine sicherheitstechnischen Bedenken, teilte das zuständige Justizministerium in Kiel mit. Der Betreiberkonzern Eon wollte das AKW umgehend wieder ans Netz anschließen.

Im Juni behinderten hunderte Atomkraftgegner die Revisionsarbeiten.

Im Juni behinderten hunderte Atomkraftgegner die Revisionsarbeiten.

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Mit einem Maschinentransformator kann das AKW maximal die halbe Leistung - rund 700 Megawatt - ins Stromnetz einspeisen. Eon verwies darauf, dass auch andere Atomkraftwerke mit einem Transformator betrieben werden. Justizminister Emil Schmalfuß (parteilos) sagte: "Ich gehe davon aus, dass es sich um einen Übergangszustand handeln wird." Eon will den Transformator in vier bis fünf Wochen austauschen und dann das AKW wieder mit voller Leistung - rund 1400 Megawatt - betreiben. Schmalfuß betonte, dass auch künftig keine Abstriche bei der Sicherheit gemacht würden. "Längere Revisionszeiten und Betriebsunterbrechungen dürfte es immer wieder geben", meinte er.

Am 7. August war der einzige Atommeiler, der in Schleswig-Holstein noch Strom liefert, unplanmäßig abgeschaltet worden. Ein Transformator war ausgefallen, er ist nicht mehr reparabel. Zur Klärung der Ursachen und möglicher Konsequenzen hatte die Atomaufsicht unabhängige Sachverständige sowie Fachleute der Leibniz-Universität Hannover hinzugezogen. Die Prüfungen hätten ergeben, dass nach der Abschaltung im Kraftwerk alles wie vorgesehen abgelaufen sei. Der Transformator dient dazu, die Spannung des erzeugten Stroms derart umzuwandeln, dass er in Höchstspannungsleitungen transportiert werden kann.

Das Atomkraftwerk Brokdorf war im Sommer bei einer Jahresrevision, die laut Betreiber 30 Millionen Euro verschlang, gründlich überprüft worden. Dabei stellten Experten fest, dass einzelne Brennelemente verformt waren. Die Abschaltsicherheit des Atommeilers sei nie gefährdet gewesen, betonte die Kieler Atomaufsicht.

Quelle: ntv.de, dpa

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