Streik gegen Sparprogramm Griechen legen Arbeit nieder
08.07.2010, 15:56 Uhr
Athen steht still: In weiten Teilen des Landes kommt der öffentliche Verkehr zum Erliegen.
(Foto: AP)
Die griechische Gewerkschaften machen wieder mobil gegen das harte Sparprogramm der Regierung - zum sechsten Mal seit Jahresbeginn. Wegen der neuen Streiks bricht vor allem der Verkehr zusammen.
In Griechenland haben landesweite Streiks gegen das Sparprogramm der Regierung und eine Rentenreform weite Teile des öffentlichen Lebens lahmgelegt. Sämtliche Fährverbindungen von der Hafenstadt Piräus zu den Inseln der Ägäis fielen aus. U-Bahnen und Busse in Athen fuhren nicht. Alle staatlichen Behörden wie Ministerien, Museen und Steuerämter sowie Schulen und Universitäten waren geschlossen. Es war der sechste große Streik seit Jahresbeginn in Griechenland. Umfragen zeigen jedoch, dass die Griechen nicht glauben, dass es eine Alternative zu einem radikalen Sparkurs gibt.
Am frühen Nachmittag demonstrierten nach Gewerkschaftsschätzungen rund 10.000 bis 15.000 Menschen im Zentrum Athens gegen die Sparmaßnahmen - deutlich weniger als erwartet. Die Demonstranten zogen vor das Parlamentsgebäude. Sie skandierten "Hände weg von unseren Renten" und beschimpften die Abgeordneten als "Diebe" und "Lügner". Die Demonstration verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. Der Verkehr lief am Nachmittag im Zentrum Athens wieder normal. Auch in der Hafenstadt Thessaloniki und anderen Städten des Landes gab es kleinere Demonstrationen.
Wegen einer vierstündigen Arbeitsniederlegung der Fluglotsen wurden dutzende Flüge gestrichen. Im Radio und Fernsehen gab es keine Nachrichten, weil auch die Journalisten streikten. Die Ärzte in öffentlichen Krankenhäusern behandelten nur Notfälle. Sogar das Parlament musste wegen der Beteiligung seiner Angestellten am Streik mit Notbesetzung arbeiten.
Schmerzhaftes Sparen
Zu den Streiks haben die beiden größten Gewerkschaftsverbände GSEE und ADEDY aufgerufen. Nach einer in der Athener Zeitschrift "Epikaira" veröffentlichten repräsentativen Umfrage meinten rund 70 Prozent der Befragten, die Demonstrationen würden nichts bringen. Der einzige Weg den Bankrott abzuwenden, sei die Umsetzung der schmerzhaften Sparmaßnahmen, die die Europäische Union, die Europäische Zentralbank und der internationale Währungsfonds verordnet haben.
Das Programm zur Abwendung eines Staatsbankrotts sieht unter anderem einen Einstellungsstopp im öffentlichen Dienst und Gehaltskürzungen für Beamte sowie erhebliche Einsparungen im Sozialbereich vor. Das Rentenalter wird von heute im Durchschnitt 61,4 auf 65 Jahre erhöht. Das Parlament hat das Gesetz in seinem Prinzip und als Ganzes inzwischen gebilligt.
Quelle: ntv.de, dpa