Debatte um "Pille danach" Gröhe besteht auf Rezeptpflicht
08.02.2014, 12:56 Uhr
		                      Die reguläre Pille vergessen? Dann kann die Pille danach helfen, ungewollt schwanger zu werden.
(Foto: dpa)
Hermann Gröhe wirbt für eine "gute Beratung", eine rezeptfreie Ausgabe des Verhütungsmittels lehnt der Gesundheitsminister aber ab - und begründet dies mit den starken Nebenwirkungen.
Anders als in vielen anderen europäischen Ländern wird es die Pille danach in Deutschland auch künftig nur auf Rezept geben. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sprach sich in einem Interview gegen eine Freigabe des Präparats aus. Stattdessen warb er für einen zügigen, diskriminierungsfreien Zugang und gute Beratung. Das sei am besten gewährleistet, wenn es bei der Verschreibungspflicht bleibe, sagte der CDU-Politiker der "Welt am Sonntag". Ein Expertenausschuss des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) hatte sich Mitte Januar dafür ausgesprochen, die Pille danach mit dem Wirkstoff Levonorgestrel rezeptfrei auszuhändigen.
Auch der von rot-grünen Bundesländern dominierte Bundesrat hatte im November die Rezeptfreiheit verlangt, um gerade jungen Frauen einen schnellen Zugang zu dem Präparat ohne Arztbesuch zu ermöglichen. Auf diese Weise würden letztlich auch Abtreibungen verhindert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte im Jahr 2010 ebenfalls die Freigabe empfohlen. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD wurde das Thema wegen unterschiedlicher Meinungen ausgespart.
"Debatte mit Schaum vor dem Mund"
Gröhe warnte in der Zeitung vor einer "Debatte mit Schaum vor dem Mund". Es handele sich nicht um eine "Abtreibungspille". Auch gehe es weder darum, vermeintlichen Sittenverfall zu bekämpfen oder die Selbstbestimmung der Frauen einzuschränken. "Es geht darum, das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und die Frauengesundheit bestmöglich zusammenzubringen", sagte er.
Bei der Pille danach handele es sich um einen Wirkstoff, der in Einzelfällen auch schwere Nebenwirkungen habe, sagte Gröhe. In Deutschland sei überall der schnelle Zugang zu einem Arzt gewährleistet. Zwar könnten auch Apotheken beraten. "Ob das im Notdienst an der Fensterklappe in ausreichender Weise geschehen kann, darüber lässt sich streiten", sagte er.
200.000 Pillen danach verordnet
Die Pille danach mit dem Wirkstoff Levonorgestrel wurde nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums im Jahr 2013 fast 200.000 mal verordnet. Zwei Präparate von HRA Pharma und Gedeon Richter mit dem Namen PiDaNa und Postinor sind auf dem Markt. Nach Angaben von IMS Health macht der jährliche Umsatz in Deutschland inklusive Importe 5,6 Millionen Euro aus. Die Summe bezieht sich auf den Abgabepreis der Hersteller. Zusätzlich verdienen Großhandel und Apotheken. Ulipristal wurde mit 172.000 Rezepten etwas weniger häufig verordnet.
Die Pille danach, die als Notfallverhütung gilt, muss möglichst frühzeitig nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden, um eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Spätestens sollte die Einnahme innerhalb von 72 Stunden erfolgen. Eine Schwangerschaft kann mit Levonorgestrel nicht abgebrochen werden.
Quelle: ntv.de, dsi/rts