"Mit einem Schwein im Schlamm" Großbritannien lockt Assange
04.09.2012, 09:56 Uhr
Julian Assange, geduldig.
(Foto: dpa)
Wikileaks-Mitbegründer Assange sitzt in der Botschaft Ecuadors fest, trotz angenommenen Asylantrags durch das südamerikanische Land. Jetzt versichert Großbritanniens Außenminister Hague, Assange werde nicht ausgeliefert. Ein Lockruf? Aus Deutschland kommt indes Unterstützung für eine Friedensnobelpreis-Nominierung des Aktivisten.
Der britische Außenminister William Hague hat Ecuador zu neuen Verhandlungen über das Schicksal des Internetaktivisten Julian Assange aufgefordert. Ecuador und Großbritannien müssten in der Lage sein, eine "diplomatische Lösung" im Streit über den Wikileaks-Mitbegründer zu finden, erklärte Hague in einer Mitteilung an das britische Parlament. London habe Quito daher aufgefordert, die Gespräche über den Fall des 41-Jährigen "so schnell wie möglich" wieder aufzunehmen.
Assange hält sich seit dem 19. Juli in der ecuadorianischen Botschaft in London auf. Das Land gewährte dem Australier Asyl, er kann aber die britische Hauptstadt nicht verlassen. Die britischen Behörden wollen ihn an Schweden ausliefern, wo er zu ihm vorgeworfenen Sexualdelikten befragt werden soll. Assange fürchtet aber eine Auslieferung an die USA, wo er wegen Spionage und Geheimnisverrats wegen der Arbeit der Enthüllungsplattform Wikileaks angeklagt werden könnte. Wikileaks veröffentlichte zehntausende geheime Depeschen der US-Diplomatie sowie Dokumente zu den Kriegen im Irak und in Afghanistan.
Hague bezeichnete derlei Befürchtungen Assanges als "unbegründet". Die Wahrung der Menschenrechte sei in seinem Fall vollständig gewährleistet. So sei Schweden etwa gezwungen, eine mögliche Auslieferung an die USA abzulehnen, wenn dort seine Rechte gefährdet seien. Auch Großbritannien werde einer weiteren Auslieferung Assanges an ein Land außerhalb Europas nur dann zustimmen, wenn er dort nicht gefährdet sei, erklärte Hague. Die USA gelten traditionell als enger Verbündeter Großbritanniens.
Ein Jahr in der Botschaft?
Assange selbst stellt sich auf einen Aufenthalt von bis zu einem Jahr in Ecuadors Botschaft in London ein. "Die schwedische Regierung könnte den Fall einstellen. Ich denke, das ist das wahrscheinlichste Szenario", sagte Assange in einem vom venezolanischen Fernsehsender Telesur in Lateinamerika ausgestrahlten Interview. "Ich denke, dass es in sechs bis zwölf Monaten gelöst sein wird. Das ist meine Einschätzung."
Er erklärte sich bereit, unter der schriftlichen Garantie, nicht in die USA ausgeliefert zu werden, nach Schweden zu gehen, wenn er dort nicht ohne Anklage verhaftet werde. Auf die mutmaßlichen Sexualdelikte, die von der schwedischen Justiz untersucht werden, wollte er nicht näher eingehen. Es sei wie mit einem Schwein zu kämpfen - dabei könne man nur mit Schlamm beschmutzt werden, sagte Assange. Deshalb wolle er nur auf dem formellen Weg vor der Justiz über den Fall aussagen. Jeder könne im Internet die Details der Untersuchung verfolgen und zu dem Schluss kommen, dass die beiden Frauen zu den Anschuldigungen gegen ihn veranlasst worden seien.
Dagdelen spricht mit Assange
Die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen (Linke) besuchte Assange in der Botschaft. Sie kritisierte die schwedischen Behörden und ihr Vorgehen wegen der Sexual-Vorwürfe. Es war nach Angaben Dagdelens der erste Besuch eines Parlamentsmitglieds bei Assange in der Botschaft.
Ausdrücklich würdigte Dagdelen Assanges Arbeit für Wikileaks. Sie unterstütze die Nominierung von Julian Assange und Bradley Manning für den Friedensnobelpreis, sagte die Linken-Politikerin. Manning ist in den USA inhaftiert, ihm wird vorgeworfen, geheime US-Militärdokumente zu den Kriegen im Irak und in Afghanistan an Wikileaks weitergegeben zu haben.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa