Luftikus BBI perfekt Großflughafen für Berlin
28.08.2002, 20:48 UhrDie Entscheidung ist offenbar gefallen. Das chronisch klamme Berlin soll bis 2008 einen neuen Großflughafen bekommen, der überwiegend mit privaten Mitteln gebaut wird. Das Milliardenprojekt nahm am Mittwoch die möglicherweise entscheidende Hürde. Den Zuschlag soll ein Bieterkonsortium um den Baukonzern Hochtief und die Immobiliengruppe IVG bekommen, das zuletzt allein noch im Wettbewerb war. Der Preis liegt nach dpa-Informationen bei rund 290 Mio. Euro, die in Raten an die öffentliche Hand fließen sollen.
Die entsprechende Absichtserklärung wird am Donnerstag in Berlin unterzeichnet. Die ausführlichen Einzelheiten werden dann in einem Vertrag geregelt. Die Planungen für den Großflughafen dauern bereits seit mehr als einem Jahrzehnt. Mit dem Bau kann erst begonnen werden, wenn der rechtskräftige Planfeststellungsbeschluss vorliegt - vermutlich erst im nächsten oder übernächsten Jahr.
Ebenfalls am Donnerstag wollen die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg die Verhandlungsergebnisse in Sondersitzungen absegnen. Anschließend steht im Roten Rathaus eine Pressekonferenz auf dem Programm, an der auch die Regierungschefs Klaus Wowereit und Matthias Platzeck (beide SPD) teilnehmen. Berlin und Brandenburg sind gemeinsam mit dem Bund Gesellschafter der Flughafen-Holding, die jetzt ebenfalls zur Privatisierung ansteht.
In der jetzigen Kalkulation enthalten sind auch Zuschüsse der Europäischen Union in dreistelliger Millionenhöhe, die aber noch nicht verbindlich sind. Für den Ausbau des Flughafens sollen auch die Passagiere zur Kasse gebeten werden. Die Gebühr soll zunächst etwa drei Euro betragen und direkt in die Flugpreise eingerechnet werden. Ursprünglich hatte das Konsortium eine Gebühr von umgerechnet 8,60 Euro durchsetzen wollen.
Nach den bisherigen Planungen hätte der Großflughafen Ende 2007 eröffnet werden sollen. Der neue Termin ist jetzt ein Jahr später. Im vergangenen Jahr wurden die Berliner Flughäfen von 12,6 Mio. Passagieren genutzt. Der BBI - 18 Kilometer außerhalb des Berliner Zentrums im Süden - wird für jährlich 20 Millionen Passagiere gebaut.
Die Berliner Grünen kritisierten den bevorstehenden Abschluss und forderten eine neue Ausschreibung. Es gebe zu viele Ausstiegsmöglichkeiten für die Investoren, zu viele Risiken für Berlin und zu viele Eventualitäten, erklärte ihr Verkehrsexperte Michael Cramer. Die Flughafengegner vom Bürgerverein Brandenburg-Berlin bezeichneten die bevorstehende Absichtserklärung als "Wahlkampfgetöse". "Damit gibt es noch keine Baugenehmigung ", sagte ihr Sprecher Kristian-Peter Stange.
Für den neuen Großflughafen wird der frühere DDR-Flughafen Schönefeld ausgebaut. Die beiden anderen Berliner Flughäfen Tegel und Tempelhof sollen geschlossen werden. Nach bisherigen Planungen soll das Projekt rund drei Milliarden Euro kosten. Damit ist der Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) eines der größten Verkehrsprojekte in Europa. Es wäre auch der erste Großflughafen auf dem europäischen Kontinent, der überwiegend privat gebaut und betrieben wird.
Quelle: ntv.de