Populist und Ex-Obrist Gutierrez siegt in Ecuador
25.11.2002, 08:20 UhrNach Venezuela und Brasilien wird nun auch Ecuador von einem linksgerichteten Präsidenten regiert. Der ehemalige Oberst Lucio Gutierrez gewann am Sonntag die zweite Runde der Präsidentenwahl mit 54,3 Prozent. Gutierrez war von Gewerkschaften und Indios unterstützt worden.
Der konservative Geschäftsmann Alvaro Noboa kam nach der Auszählung von 97 Prozent der Stimmen auf 45,7 Prozent.
Trotz anfänglicher Zweifel, zeigten sich ausländische Investoren mit Gutierrez als Wahlsieger zufrieden. Noboa werde mit Populismus und Vetternwirtschaft verbunden, sagten Analysten in New York.
Allerdings gilt auch Gutierrez als Populist. Er unterstützt die Politik des autokratisch regierenden Präsidenten von Venezuela, Hugo Chavez. Wie dieser führte auch Gutierrez einen Putsch an - im Jahr 2000 führten die Erhebung von Teilen der Streitkräfte und Proteste der indianischen Bevölkerung zum Sturz von Präsident Jamil Mahuad. Gutierrez wurde damals aus der Armee entlassen und verbrachte sechs Monate in einem Militärgefängnis.
Gutierrez hatte sich im Wahlkampf um das Vertrauen ausländischer Anleger und der USA bemüht. Er kündigte an, den US-Dollar entgegen früherer Äußerungen als Landeswährung beizubehalten und erklärte, Ecuador werde sich einer künftigen freien Handelszone der amerikanischen Staaten anschließen.
Im Wahlkampf präsentierte sich Gutierrez als Vorkämpfer gegen die Korruption. Bei der Stimmabgabe in der Hauptstadt Quito warf Gutierrez seinem Rivalen vor, Wahlhelfer in drei Provinzen bestochen zu haben, um sich den Sieg zu sichern. Internationale Wahlbeobachter erklärten jedoch, sie hätten keine Unregelmäßigkeiten beobachtet.
Naboa hatte im Wahlkampf versprochen, Millionen Dollar an Auslandsinvestitionen nach Ecuador zu holen und so neue Arbeitsplätze zu schaffen. Der 52-jährige leitet eine Firmengruppe mit 110 Unternehmen, deren Schwerpunkt auf Bananenhandel und Schifffahrt liegt.
Ecuador gilt als eines der instabilsten Länder Südamerikas. Trotz reicher Ölvorkommen und der Bananen-Industrie leben rund 60 Prozent der Bevölkerung in Armut. Seit 1999 sind Hunderttausende Menschen in die USA oder nach Spanien ausgewandert. Der Andenstaat mit zwölf Millionen Einwohnern hat seit 1996 schon fünf Präsidenten gehabt.
Quelle: ntv.de