Politik

"Wenn wir das für richtig halten" Guttenberg würde es wieder tun

Guttenberg rechtfertigt erneut seine Reise, ...

Guttenberg rechtfertigt erneut seine Reise, ...

(Foto: dpa)

Erneut rechtfertigt Verteidigungsminister Guttenberg seine Reise nach Afghanistan, zu der ihn seine Frau begleitet hat. Er würde sie wieder mitnehmen, sagt er. Opposition und FDP kritisieren die Reise in Begleitung eines Talkshowmoderators als Selbstinszenierung. Vertreter der Union stellen sich dagegen demonstrativ hinter den Minister.

Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat die Kritik an der gemeinsamen Afghanistan-Reise mit seiner Frau zurückgewiesen. "Ich werde meine Frau selbstverständlich wieder zu den Soldaten mitnehmen, wenn wir das für richtig halten, so wie es gestern richtig war", sagte Guttenberg in Berlin.

... zu der ihn seine Frau begleitete.

... zu der ihn seine Frau begleitete.

(Foto: dpa)

Zuvor war der Minister nicht nur von der Opposition, sondern auch aus der FDP dafür kritisiert worden, dass er seine Frau sowie den Fernsehmoderator Johannes B. Kerner mit nach Afghanistan genommen hatte. "Ich würde dem Minister zu mehr Zurückhaltung raten und ihm stattdessen empfehlen, die nach wie vor bestehenden Ausbildungs- und Ausrüstungsdefizite bei der Truppe zeitnah zu beheben", sagte die FDP-Verteidigungsexpertin Elke Hoff dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Die Anwesenheit von Starmoderatoren sei das letzte, was die Truppe derzeit brauche.

Verständnis für Lage wird verbessert

Guttenberg verteidigte dagegen die Mitreise Kerners ausdrücklich. Er werde weiter Journalisten mitnehmen, wenn dies dazu diene, das Verständnis über die Lage der Bundeswehrsoldaten vor Ort zu verbessern, betonte der CSU-Politiker. Bereits am Vortag hatte Guttenberg dem "Spiegel" gesagt: "Ich tue das, was ich für richtig halte, um den Soldaten hier im Einsatz die Anerkennung und die Aufmerksamkeit zu verschaffen, die sie verdienen." Nach Angaben der Bundesregierung geht die Mitreise der Minister-Gattin nicht zulasten des Steuerzahlers: Stephanie zu Guttenberg bezahle selbst.

Unterstützung erhielt Guttenberg vom stellvertretenden Unions-Fraktionsvorsitzenden Andreas Schockenhoff. "Ich halte die Zusammensetzung seiner Delegation für eine Angelegenheit des Ministers", sagte er. Guttenberg sei stellvertretend für das deutsche Volk nach Afghanistan gereist. Gerade in der Vorweihnachtszeit sei es sinnvoll, daran zu erinnern, dass deutsche Soldaten am Hindukusch stünden.

Rückendeckung erhielt Guttenberg auch vom Wehrbeauftragten des Bundestags, Hellmut Königshaus. Er sehe "keinen Grund zur Empörung", sagte Königshaus dem SWR. Die Soldaten würden sich freuen, "dass der Minister nach Afghanistan kommt und deutlich macht, auch seine Familie steht dahinter". Auch CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe zeigte sich überzeugt, dass die Soldatinnen und Soldaten sowie ihre Familien den Besuch auch der Frau des Ministers als Geste der menschlichen Solidarität verstünden.

"Diskussion nicht auf Primitiv-Niveau herunterziehen"

Dagegen erneuerten die Grünen ihre Kritik und sprachen von einer Selbstinszenierung, die an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten sei. "Auch wenn eine Reise nach Afghanistan vielleicht auf dem Wunschzettel von Stephanie zu Guttenberg ganz oben stand, hätte der Bundesverteidigungsminister hier die Grenzen erkennen müssen, die ihm sein Amt auferlegt", sagte Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin. Der Krieg in Afghanistan dürfe nicht als Kerner-Show am Hindukusch inszeniert werden. Wer die Interessen der Soldaten ernst nehme, hätte ihnen besser gesagt, wie lange sie noch den Kopf hinhalten sollten.

Rückendeckung erhielt der Verteidigungsminister auch von weiteren Politikern aus der Union. CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich griff vor allem SPD-Chef Sigmar Gabriel scharf für seine Aussage an, nun fehle nur noch die Doku-Soap-Teilnehmerin Daniela am Hindukusch. "Es ist eine Beleidigung gegenüber unseren Soldatinnen und Soldaten, dass ihnen Herr Gabriel seine eigene offensichtliche Primitiv-Fantasie unterstellt", sagte Friedrich. Er habe Gabriel solche Fantasien immer zugetraut. Bislang seien diese jedoch ein Vorurteil gewesen. "Man sollte die Diskussion nicht auf dieses Primitiv-Niveau herunterziehen." Kanzlerin Angela Merkel nannte nach Angaben von Teilnehmern in einer Unions-Fraktionssitzung Gabriels Verhalten betrüblich. "So geht es nicht. Das muss man ihm auf feine Art deutlich machen."

"Frau Katzenberger fehlt noch"

Vor allem mit Soldatinnen wollte Stephanie zu Guttenberg einmal sprechen.

Vor allem mit Soldatinnen wollte Stephanie zu Guttenberg einmal sprechen.

(Foto: dpa)

Gabriel hatte Guttenberg am Vortag kritisiert und erklärt: "Ich finde, Frau Katzenberger fehlt noch. Dann hätten die Soldaten ein bisschen was davon. So hat nur der Bundesverteidigungsminister was davon." Die gesamte Opposition hatte den gemeinsamen Truppenbesuch der Guttenbergs am Montag scharf kritisiert und dem Minister vorgeworfen, er nutze die Soldaten lediglich als Kulisse für die Selbstinszenierung.

Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, sagte der "Mitteldeutschen Zeitung": "Guttenberg nutzt die Bundeswehr als Kulisse und Dekoration für seine Inszenierungen. (...) So langsam geht ihm auch jegliches Gespür ab, wo die Grenzen sind." SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles hielt Guttenberg im "Hamburger Abendblatt" vor, er mache sich "immer mehr zum Staatsschauspieler". SPD-Fraktionsmanager Thomas Oppermann sagte der WAZ-Mediengruppe: "Taliban und Talkshows passen nicht zusammen." Linken-Fraktionschef Gregor Gysi sagte dem "Tagesspiegel": "Afghanistan ist das letzte Land, dass sich für Showbusiness und Entertainment eignet."

CSU-Landesgruppenchef Friedrich verteidigte indes die Aufzeichnung der Kerner-Sendung am Hindukusch. "Die Kriegsberichterstattung aus dem Ersten Weltkrieg war in einer damals stattfindenden Mediengesellschaft eine andere als heutzutage", sagte er. Heute gebe es ganz andere Formen, um der Bevölkerung in der Heimat deutlich zu machen, wie sich die Soldaten fühlten. Es sei ein Anlass zum Nachdenken, dass die Medien den Besuch weitgehend kritisch, die Soldaten aber begeistert aufgenommen hätten.

Auch Unions-Fraktionsgeschäftsführer Peter Altmaier nahm Guttenberg in Schutz. "Mich interessiert nicht die Spur, was Herr Gabriel dazu sagt, sondern mich interessiert, was die Soldatinnen und Soldaten dort dazu sagen", erklärte der CDU-Politiker. Sein Eindruck sei, dass die Truppe es durchaus schätze, dass ihr Einsatz stärker als früher in der Öffentlichkeit sichtbar werde.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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