"Es geht nicht um Rücktritte" Gysi unterstützt Bartsch
09.01.2010, 12:49 UhrFührende Linken-Politiker wollen den innerparteilichen Machtkampf möglichst rasch beenden. Fraktionschef Gysi stellt sich dabei hinter Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch.
Bartsch erhält Rückendeckung.
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"In Anbetracht unserer Erfolge geht es zweifellos nicht um Rücktritte", sagte Greogor Gysi wenige Tage vor einer Klausurtagung ihrer Bundesgeschäftsführer der Zeitung "Neues Deutschland". Bartsch wird von westlichen Parteigliederungen mangelnde Unterstützung des an Krebs erkrankten Vorsitzenden Oskar Lafontaine vorgeworfen.
Linken-Parteivize Klaus Ernst forderte in der "Berliner Zeitung", schnell wieder "Ruhe in den Laden" zu bringen. Dabei sieht er in der Diskussion um Bartsch keinen politischen Machtkampf. "Das ist ein einfacher Loyalitätskonflikt", sagte er. Es sei selbstverständlich, dass ein Parteivorsitzender Anspruch auf Loyalität seines Geschäftsführers habe. "Ein Geschäftsführer muss wissen, dass er nicht Vorsitzender ist." Bartsch habe Fehler begangen, "deshalb haben wir jetzt ein Problem, und das werden wir lösen. Daran arbeiten wir", sagte Ernst.
Lafontaine spaltet die Partei.
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Die Linken-Landesverbände Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg hatten in Briefen an Gysi den Rücktritt von Bartsch gefordert. Auslöser der Streitigkeiten ist das gespannte Verhältnis zwischen Lafontaine und dem aus dem Osten stammenden Bartsch. Die ostdeutschen Landesverbände stützen Bartsch.
Lafontaine lässt sich Zeit
Lafontaine lässt sich nach seiner Krebsoperation weiter Zeit für die Bekanntgabe seiner weiteren politischen Pläne. Vor einer Entscheidung will er noch weitere medizinische Untersuchungen abwarten. Fraktionschef Gysi erwartet, dass Lafontaine weiter politisch aktiv bleibt. "Ob direkt Bundespolitik oder indirekt über eine Rolle im Saarland - ich bin aber für direkte Bundespolitik", sagte Gysi der "Bild"-Zeitung. Im "Neuen Deutschland" betonte er: "Meine Hoffnung hört natürlich nicht auf, dass er (...) sowohl im Bundestag bleibt als auch wieder als Vorsitzender der Partei kandidiert."
Kurz nach der Bundestagswahl hatte Lafontaine überraschend seinen Rückzug vom Fraktionsvorsitz erklärt. Später war seine Krebserkrankung bekanntgeworden, wegen der er im November operiert wurde. Angesichts der Krankheit war darüber spekuliert worden, dass Lafontaine beim Bundesparteitag in Rostock möglicherweise nicht erneut als Parteichef kandidiert.
Warnung vor Misserfolgen bei Wahlen
Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Linken im Bundestag, Dagmar Enkelmann, warnte davor, mit einer Ost-West-Konfrontation die Wahlerfolge ihrer Partei zu gefährden. Die Chance, bei der Wahl in Nordrhein-Westfalen in den Landtag einzuziehen, dürfe nicht leichtfertig verspielt werden, sagte sie der "Rheinpfalz am Sonntag".
Quelle: ntv.de, ghö/AFP/dpa