Ehrgeizige Aids-Konferenz HIV-Fälle sollen halbiert werden
10.06.2011, 17:26 Uhr
Demonstranten meinen, das globale Problem Aids solle prominenter diskutiert werden.
(Foto: Reuters)
Die Weltgemeinschaft ist ehrgeizig und will in den kommenden fünf Jahren die Zahl neuer HIV-Infektionen durch Sex und Drogen-Spritzen halbieren. Außerdem will sie dafür sorgen, dass kein Baby mehr bei der Geburt angesteckt wird.
Die reichen Länder wollen allen Aids-Kranken in der Dritten Welt bis 2015 eine Behandlung mit lebensverlängernden Medikamenten ermöglichen. Dazu soll nach dem Willen eines UN-Gipfels in New York die Zahl der Patienten, die eine antiretrovirale Therapie erhalten, bis dahin mehr als verdoppelt werden und auf 15 Millionen steigen. Nichtregierungsorganisationen kritisierten, dass die Industriestaaten keine konkreten Finanz-Zusagen machten.
Derzeit versorgt die internationale Gemeinschaft rund 6,6 Millionen Aids-Kranke in armen Ländern insbesondere in Afrika mit antiretroviralen Medikamenten. Die jährlichen Kosten betragen zehn Milliarden Dollar (6,9 Milliarden Euro). Um das Ziel von 15 Millionen Patienten zu erreichen, müssten nach Schätzungen der UNO weitere sechs Milliarden Dollar pro Jahr zur Verfügung gestellt werden.
Weltweit sind 34 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert, mehr als neun Millionen von ihnen erhalten bisher keine geeigneten Medikamente. In der Erklärung, die am Freitag zum Abschluss der dreitägigen UN-Versammlung in New York verabschiedet werden sollte, setzt sich die internationale Gemeinschaft außerdem das Ziel, bis 2015 die Übertragungen des HI-Virus von Müttern auf neugeborene Kinder zu stoppen. Auch die Vorbeugung vor Aids soll verbessert werden. Erstmals wurde in einer UN-Erklärung ausdrücklich die Wirksamkeit von Kondomen bei der Aids-Verhütung hervorgehoben.
"Ohne Zusagen wird der Gipfel zur Farce"
Nichtregierungsorganisationen begrüßten, dass die internationale Gemeinschaft noch in diesem Jahrzehnt allen Aids-Kranken lebensrettende Medikamente beschaffen will. Sie forderten aber konkrete Finanzierungszusagen von den reichen Ländern. Ohne konkrete Pläne zur Ausweitung der Behandlung sei der Aids-Gipfel eine "Farce", sagte Tido von Schoen-Angerer von "Ärzte ohne Grenzen". Brasiliens Außenminister Antonio Patriota begrüßte dagegen den Gipfelbeschluss, weil er den armen Ländern mehr "Flexibilität" bei der Herstellung von günstigen Nachahmerpräparaten, sogenannten Generika, verschaffe.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte zu Beginn des Treffens dazu aufgerufen, die Immunschwächekrankheit bis 2020 auszulöschen. Bis dahin müsse es "Null neue Infektionen, Null Diskriminierung von AIDS-Kranken und Null AIDS-Tote" geben. Aids war vor 30 Jahren entdeckt worden. Bisher sterben jährlich 1,8 Millionen Menschen an der Immunschwächekrankheit, 7000 infizieren sich jeden Tag neu mit HIV.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa