Politik

Hotspot Sachsen Haben AfD-Hochburgen mehr Corona-Fälle?

Es gibt eine Korrelation zwischen dem Wahlverhalten und der Zahl der Corona-Infizierten. Eine andere Frage ist, ob es auch einen Zusammenhang gibt. Indizien sagen: Das könnte so sein.

Je stärker die AfD, desto höher die Zahl der Corona-Infizierten: profunde These oder hanebüchener Quatsch? Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Marco Wanderwitz von der CDU, hat dazu eine brisante Meinung. "Es ist auffallend, dass die am stärksten betroffenen Regionen die sind, in denen der AfD-Stimmenanteil bei Wahlen am höchsten ist." Was ist da dran?

Ein Blick auf die Statistik scheint die steile These zu bestätigen. Unter den Top Ten der Landkreise mit den höchsten 7-Tage-Inzidenzen pro 100.000 Einwohner nimmt Sachsen eine prominente Stellung ein. Die Hälfte der Hotspot-Regionen liegt im Freistaat. Der Landkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge etwa weist nach Angaben des Robert-Koch-Instituts einen Wert von 470,3 auf. Bei der Bundestagswahl 2017 kam die AfD bei den Zweitstimmen hier auf das Rekordergebnis von 35,5 Prozent.

Zum Vergleich: Zahlen aus Münster. Der Inzidenz-Wert liegt in der Westfalenmetropole bei 49,5 - bundesweit ein Bestwert für eine Großstadt. Die AfD kam hier bei der Bundestagswahl 2017 auf gerade einmal 4,9 Prozent. "Auch in Münster haben wir noch nicht genug Erfahrungswerte, um viele gesicherte Aussagen zu treffen", sagt der Pressesprecher der Stadt, Thomas Reisener, gegenüber ntv, "aber offensichtlich ist, dass die Münsteraner sehr diszipliniert sind. Fast alle halten sich an die Maskenpflicht, nur selten sieht man im Stadtbild jemanden ohne."

Mit der Maskendisziplin der Sachsen scheint es nicht besonders weit her zu sein. Das jedenfalls geht aus den Worten des Ostbeauftragten Wanderwitz hervor, der selbst aus Sachsen stammt und den Kreis Chemnitzer Umland/Erzgebirgkreis II im Bundestag vertritt. "Der Anteil der Corona-Leugner und Maßnahmen-Verweigerer ist bei uns höher als in anderen Bundesländern."

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag von ntv und RTL sind vor allem AfD-Wähler wenig überzeugt von der Eindämmungspolitik der Bundesregierung. 30 Prozent der AfD-Anhänger halten die Maßnahmen für angemessen, 56 Prozent jedoch für überzogen. Bei den CDU-Wählern sieht das Ergebnis komplett anders aus: 57 Prozent unterstützen die Maßnahmen, nur sieben Prozent lehnen sie ab.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hadert denn auch mit seinen Landsleuten. Das nachlässige Verhalten befördere die weitere Ausbreitung des Coronavirus. "Es liegt daran, dass wir zu viele Kontakte haben und zu viel Unachtsamkeit insgesamt." Man wolle gern wieder Dinge ermöglichen, auch in der Gastronomie. Doch dazu müsse die Zahl der Neuinfektionen binnen einer Woche je 100.000 Einwohner wieder deutlich unter 100, am besten unter 50 sinken.

Damit scheint der Landesvater offenkundig selbst so schnell nicht zu rechnen. "Ich glaube, dass wir, sobald der Sommer kommt, wieder eine grundsätzliche Entspannung haben werden", sagte Kretschmer dem Sender MDR-Sachsenradio. Dann seien auch viele Menschen geimpft, "so dass wir ab Mai/Juni wieder ein normales Leben führen werden".

Lässt sich die Ausgangsthese also halten? Ganz so platt ist es sicherlich nicht. Ein Blick nach Bayern zeigt: Die Zusammenhänge sind kompliziert. Der bundesdeutsche Spitzenreiter Passau besitzt eine Fallzahl von 482,9. Die AfD erzielte hier bei der Bundestagswahl 16,1 Prozent, die CSU 40,5.

Quelle: ntv.de

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