Festgenommener Deutsch-Afghane frei Haddid N. will schnell nach Hause
29.01.2011, 13:51 Uhr
Studenten der Fachhochschule Frankfurt protestieren gegen die Festnahme ihres Kommilitonen.
(Foto: dapd)
Der seit mehreren Wochen in Afghanistan von US-Kräften festgehaltene Student aus Frankfurt am Main befindet sich in deutscher Obhut. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes hilft die Botschaft dem 23-Jährigen, "möglichst schnell" nach Deutschland auszureisen.
Der wegen Terrorverdachts von US-Einheiten in Afghanistan inhaftierte Frankfurter Student Haddid N. ist wieder frei. Der 23-Jährige wurde in die deutsche Botschaft in Kabul gebracht und soll möglichst bald nach Deutschland zurückkehren, teilte das Auswärtige Amt in Berlin mit.
Außenminister Guido Westerwelle hatte am Freitag in dieser Sache mit seiner US-Kollegin telefoniert. Zur Lösung des Falls erklärte er nun: "Ich bin erleichtert über die Lösung des Falls und danke der amerikanischen Außenministerin Hillary Clinton für ihr Engagement."
Laut Außenamt unterstützt die deutsche Botschaft Haddid N. in seinem Wunsch "einer möglichst schnellen Ausreise nach Deutschland". In Frankfurt reagierte die Familie des Studenten "überglücklich" auf die Nachricht.
Der Deutsch-Afghane Haddid N., der an der Fachhochschule Frankfurt studiert, war am 8. Januar von US-Truppen im Haus seiner Familie in Kabul verhaftet worden. Seitdem wurde der 23-Jährige im Militärgefängnis Bagram festgehalten. Der junge Mann war bereits zuvor ins Visier der Frankfurter Justiz geraten. Sie stellte 2010 ihre Ermittlungen ein, weil ihm kein konkreter Kontakt zu Terroristen nachgewiesen werden konnte. Im Zuge des Verfahrens war dem 1987 in Frankfurt geborenen Studenten der Pass entzogen worden, den er später zurückbekam.
Laut "Süddeutscher Zeitung" waren der Familie in Frankfurt keine Gründe für die Festnahme genannt worden. Dem Bericht zufolge erhielt sie von der US-Botschaft in Kabul auf Nachfrage per E-Mail lediglich die Auskunft, der Mann werde im Einklang mit dem Kriegsvölkerrecht festgehalten und gemäß der Genfer Konvention human behandelt.
Die Familie des 23-Jährigen macht der Zeitung zufolge deutsche Sicherheitsbehörden mitverantwortlich für dessen Verhaftung. Laut seiner Schwester hätten die Behörden "unzutreffende Informationen über angebliche strafbare Bestrebungen" nach Afghanistan weitergeleitet. Das Bundeskriminalamt (BKA) wies dies zurück.
Informationsaustausch "unverzichtbar"
In Berlin hieß es aus Sicherheitskreisen am Samstag, dass bei der Terrorabwehr der Austausch von Informationen mit Partnerländern unverzichtbar bleibe. Die Links-Partei forderte Aufklärung darüber, ob hessische Stellen "mit der Weitergabe unzutreffender Informationen" eine Mitverantwortung für die 20-tägige Inhaftierung des Studenten treffe. Die überraschende Freilassung sei ein Beleg für die nicht haltbaren Vermutungen deutscher und amerikanischer Stellen, erklärte in Frankfurt der parlamentarische Geschäftsführer der Linken im hessischen Landtag, Hermann Schaus.
Der 23-Jährige Haddid N. wird nach Angaben seiner Schwester Assma zusammen mit seinem Vater möglichst bald nach Deutschland zurückreisen. Assma N., die sich für die breite Solidaritätsbewegung zur Freilassung ihres Bruders bedankte, arbeitet als Rechtsanwältin in Frankfurt.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP