Nach Geiselnahme in Botschaft Haftbefehl erlassen
21.08.2002, 00:00 UhrGegen die fünf Geiselnehmer in der irakischen Botschaft in Berlin ist vom Amtsgericht Tiergarten Haftbefehl erlassen worden. Den Männern wird Geiselnahme, gefährliche Körperverletzung, Hausfriedensbruch und ein gemeinschaftlicher Angriff gegen Organe und Vertreter ausländischer Staaten vorgeworfen, teilte die Justizsprecherin mit.
Die Männer hatten am Dienstag den Geschäftsträger in Deutschland, Shamil Mohammed, und einen weiteren Botschaftsangehörigen mehr als fünf Stunden gefesselt in ihrer Gewalt. Spezialkräfte der Polizei stürmten die Botschaft und befreiten zwei Geiseln. Die Besetzer hatten sich als irakische Oppositionelle bezeichnet.
Laut Mitteilung der Justiz vom Abend gehen Staatsanwaltschaft und Haftrichter davon aus, dass die Beschuldigten im Falle einer Verurteilung mit einer Freiheitsstrafe zu rechnen hätten. Der schwerwiegendste Vorwurf nach dem Haftbefehl lautet auf Geiselnahme, wofür das Gesetz eine Mindestfreiheitsstrafe von fünf Jahren androht.
Bei den Männern handele sich um Asylwerber im Alter von 32 bis 43 Jahren, sagte ein Polizeisprecher. Vier von ihnen seien seit März dieses Jahres in Berlin registriert, einer seit rund einem Jahr. Die Inhaftierten haben sich den Angaben zufolge bisher nicht zur Sache geäußert. Tathintergründe und Tatmotive werden noch ermittelt.
Nach Polizeiangaben hatten die Geiselnehmer bei ihrer Festnahme keine Gegenwehr geleistet. Einem der Besetzer hätten die Polizisten eine scharfe tschechische Pistole vom Kaliber acht Millimeter aus der Hand geschlagen. Die Iraker seien zudem mit zwei Gaswaffen, einem Elektroschocker und einem Beil bewaffnet gewesen. Während der Besetzung seien zwei Schüsse abgegeben worden.
Neues Sicherheitskonzept für Botschaft
Nach der Geiselnahme sollen die Sicherheitsvorkehrungen an diplomatischen Vertretungen in der Hauptstadt überprüft werden. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sagte dem Berliner Inforadio am Mittwoch, seine Behörde werde eine neue Gefahrenanalyse vornehmen und überlegen, ob zusätzliche Polizeikräfte vor den Botschaften patrouillieren sollten.
Quelle: ntv.de