Politik

Dickes Ernährungsproblem Hartz IV reicht nicht

Das Arbeitslosengeld II reicht nach einer Studie nicht aus, um Kinder und Jugendliche ausgewogen zu ernähren. Kritisch sei die Situation vor allem bei Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren, heißt es in der Untersuchung des der Universität Bonn angeschlossenen Dortmunder Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE).

"Für Empfänger von Arbeitslosengeld II ist es kaum möglich, ihre Kinder ausgewogen und gesund zu ernähren", fasste die stellvertretende Leiterin des Instituts, Mathilde Kersting, das Ergebnis der Untersuchung zusammen. Denn bei den Teenagern veranschlage der Gesetzgeber pro Tag für Nahrung und Getränke lediglich 3,42 Euro. Selbst wer nur beim Discounter kaufe, müsse jedoch im Schnitt 4,68 Euro täglich bezahlen, um den Appetit eines Jugendlichen mit ausgewogener Kost zu stillen.

Fettleibigkeit als soziales Problem

Das FKE empfiehlt dringend, das Arbeitslosengeld entsprechend anzupassen. Schließlich litten schon heute Kinder und Jugendliche aus niedrigen sozialen Schichten zwei bis drei Mal so häufig unter Fettleibigkeit wie besser situierte Altersgenossen.

Die FKE-Forscher hatten im März 2004 in Dortmund die Preise von mehr als 80 Lebensmitteln erhoben, die für die gesunde Ernährung benötigt werden. Die Testkäufe erfolgten in Supermärkten der Ketten Rewe und Edeka, bei den Discountern Aldi und Lidl sowie in einem Bioladen. Anhand dieser Daten berechneten die Wissenschaftler nach Altersgruppen gestaffelt die Kosten für die so genannte optimierte Mischkost. Dabei handelt es sich um ein vom FKE entwickeltes Konzept, das eine gesunde Ernährung für Kinder und Jugendliche zu vergleichsweise günstigen Preisen gewährleisten soll.

"Für vier- bis sechsjährige Kinder reichen die veranschlagten 2,57 Euro gerade aus - allerdings auch nur, wenn die Lebensmittel beim Discounter gekauft werden", erklärte Kersting. Wer im normalen Supermarkt zugreife, komme aber nicht mehr mit dem Geld hin.

Doch mit zunehmendem Alter klaffe die finanzielle Lücke noch weiter auseinander. So verzehrt ein Fünfzehnjähriger, der sich ausgewogen ernähren möchte, im Schnitt preisgünstig eingekaufte Lebensmittel im Wert von 4,68 Euro täglich.

Mehr Geld hilft nicht

Mit mehr Geld allein sei es allerdings nicht getan. Wichtig sei es auch, diese Bevölkerungsgruppe von dem Nutzen einer ausgewogenen Ernährung zu überzeugen. Heute seien in Deutschland etwa sechs Prozent aller Kinder und Jugendlichen fettleibig. In niedrigen sozialen Schichten sei der Anteil mehr als doppelt so hoch. Übergewicht kann schwere chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Arteriosklerose nach sich ziehen. "Auch volkswirtschaftlich gesehen lohne es sich deshalb, in eine gesunde Ernährung für alle zu investieren", sagte Kersting.

Preissprung zu groß

Quer durch alle sozialen Schichten halten die Bundesbürger mehrheitlich den Preissprung bei Milchprodukten jedoch für zu drastisch. Das ergibt eine aktuelle Umfrage des Instituts Forsa für n-tv. 54 Prozent der Befragten halten es nicht für gerechtfertigt, dass Butter und andere Waren teurer werden. Dagegen sehen dies 42 Prozent als berechtigt an. Frauen halten den Preisanstieg mit 37 Prozent seltener für gerechtfertigt als Männer mit 48 Prozent. Die Anhänger der FDP (55 Prozent), von Union, Grünen (je 53 Prozent) und SPD (50 Prozent) sind überdurchschnittlich häufig der Meinung, der Anstieg sei berechtigt. Die Anhänger der Linken liegen mit 42 Prozent im Durchschnitt der Bevölkerung.

Quelle: ntv.de

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