London: Beweise im Fall Litwinenko Hatte Moskau die Finger im Spiel?
13.12.2012, 18:46 Uhr
Litwinenkos Witwe Marina war bei der Voranhörung in London dabei.
(Foto: AP)
Die britische Regierung kann offenbar beweisen, dass Russland in die Ermordung des früheren Agenten Litwinenko verwickelt ist. Litwinenko hatte die spanischen Behörden über die russische Mafia informieren wollen. Dazu kam es nicht mehr.
Die britischen Behörden haben eigenen Angaben zufolge ausre ichend Beweise für eine Verwicklung Russlands in den Mord an dem früheren Geheimdienstagenten Alexander Litwinenko. Vertrauliche Dokumente der britischen Regierung enthielten "a priori ausreichende Elemente, um die Verwicklung des russischen Staates in den Tod von Alexander Litwinenko zu beweisen", sagte der Ermittlungsleiter Hugh Davies bei einer Voranhörung zu dem Ermittlungsverfahren in London.
Das stark radioaktive Element Polonium ist für den Menschen schon in kleinen Dosen tödlich. Der Stoff wird dann gefährlich, wenn er über Mund, Nase oder offene Wunden in den Körper gelangt, wo er irreparable Schäden an Nieren, Leber und Milz anrichtet.
1898 hatte die Wissenschaftlerin Marie Curie das neue Element entdeckt und benannte es nach ihrem Heimatland Polen. Polonium gehört zu den seltensten Elementen überhaupt: In zehn Gramm Uran ist maximal ein Milliardstel Gramm Polonium eingebunden. Zur Gewinnung von Polonium ist ein Atomreaktor notwendig, weltweit werden Schätzungen zufolge pro Jahr weniger als 100 Gramm hergestellt. Wegen seiner Alphastrahlung wird Polonium häufig in der Forschung und Medizin eingesetzt.
Das "inquest" genannte Justizverfahren soll im kommen den Ma i beginnen und die genauen Umstände des Todes des früheren Mitarbeiters des russischen Geheimdiensts FSB klären. Es läuft parallel zu den Polizeiermittlungen und dient nicht der Feststellung der strafrechtlichen Verantwortung.
Litwinenko war im November 2006 an einer Polonium-Vergiftung gestorben, nachdem er in einem Londoner Hotel mit dem russischen KGB-Agenten Andrej Lugowoi und dem Geschäftsmann Dmitri Kowtun Tee getrunken hatte. Spuren brachten Lugowoi in Verdacht. Großbritannien beantragte seine Auslieferung.
Bei der Vor-Anhörung am Donnerstag stellte sich heraus, dass Litwinenko und Lugowoi offenbar gemeinsam nach Spanien hatten reisen wollen, um die Behörden dort über die russische Mafia zu informieren.
Der Fall Litwinenko sorgt seit Jahren für Konflikte zwischen London und Moskau. Die russische Regierung weigert sich, Lugowoi auszuliefern, den die britische Justiz als Hauptverdächtigen betrachtet. Der frühere Agent sitzt seit mehreren Jahren für eine nationalistische Partei im russischen Parlament und genießt Immunität.
Quelle: ntv.de, AFP