Politik

Armee vertreibt Siedler Hebron jetzt Sperrgebiet

Nach der Räumung eines von jüdischen Siedlern besetzten Hauses in Hebron ist es zu Angriffen auf Palästinenser gekommen. Mehrere Dutzend maskierte Siedler zündeten laut israelischer Medien am Abend das Haus einer palästinensischen Familie sowie mindestens 15 Autos an. Zwei Palästinenser erlitten schwere Schussverletzungen, hieß es. Aus Angst vor weiteren Krawallen wurde die gesamte Stadt im Norden des Westjordanlandes zu militärischem Sperrgebiet erklärt. In Jerusalem blockierten mehrere Dutzend jüdischer Extremisten aus Protest gegen die Räumung des Siedler-Hauses eine Zufahrt zur Stadt.

Angekündigter Überfall

Verteidigungsminister Ehud Barak hatte die Räumung des Hauses in Hebron am frühen Morgen nach einem Gespräch mit Siedlerführern in Tel Aviv angekündigt, es war jedoch nicht unmittelbar damit gerechnet worden. Nach israelischen Medienberichten überraschten die hereinstürmenden Einsatzkräfte die Siedler beim Mittagessen. Der Einsatz galt als schwierig, weil sich mehr als hundert radikale Siedler in dem Gebäude verbarrikadiert hatten, das auch von Palästinensern beansprucht wird.

Besitzverhältnisse ungeklärt

Das umstrittene Gebäude wird so lange unter Aufsicht der Armee gestellt, bis ein Gericht den Streit über die Besitzansprüche geklärt hat. In dem Haus lebten seit März 2007 mehrere jüdische Siedlerfamilien. Der ursprüngliche palästinensische Besitzer bestreitet jedoch ihre Angaben, er habe ihnen das Gebäude rechtmäßig verkauft. Wegen der ungeklärten Besitzverhältnisse hatte das Oberste Gericht im November die Räumung angeordnet. In der geteilten Stadt Hebron leben 800 radikale Siedler unter rund 200.000 Palästinensern. In den vergangenen Tagen war es wegen des Streits um das Haus zu schweren Konfrontationen zwischen den Siedlern und palästinensischen Einwohnern des Viertels gekommen.

Hilfslieferung gestattet

Israel gestattete unterdessen zum vierten Mal in einem Monat die Lieferung einer begrenzten Menge von Hilfsgütern in den abgeriegelten Gazastreifen. Nach Angaben eines Mitarbeiters der Wirtschaftsbehörde in Gaza handelt es sich um 40 Lastwagen mit Lebensmitteln und medizinischer Ausrüstung. Zudem wurde durch den Übergang Nachal Oz eine halbe Million Liter Treibstoff für das Kraftwerk in Gaza geliefert, wie die palästinensische Grenzbehörde mitteilte.

Sieg für die Pressefreiheit

Das für Journalisten verhängte Einreiseverbot in den Gazastreifen, das jetzt wieder aufgehoben wurde, hatte Proteste internationaler Medienorganisationen und israelischer Menschenrechtsgruppen ausgelöst. Die Vereinigung der Auslandskorrespondenten in Israel warf der Regierung Verletzung der Pressefreiheit vor und reichte beim Obersten Gericht Beschwerde ein.

Gewalt erzeugt Druck

Wegen des fortwährenden Raketenbeschusses hat Israel die rund 1,5 Millionen Palästinenser im Gazastreifen seit dem 5. November nahezu vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Israel will die militanten Palästinensergruppen mit der Blockade zwingen, den Raketenbeschuss des israelischen Grenzgebietes einzustellen.

Quelle: ntv.de

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