Gewaltwelle in Südafrika Hetzjagd geht weiter
19.05.2008, 14:43 UhrDie Welle der Gewalt gegen Ausländer in Südafrika hält weiter an: Bei Übergriffen in der Johannesburger Vorstadt Tembis seien zwei Menschen getötet und zahlreiche Hütten angezündet worden, meldete der Rundfunk. Nach Angaben der Polizei wurden seit dem Wochenende 22 Menschen bei fremdenfeindlichen Überfällen getötet.
Die aus anderen afrikanischen Staaten eingewanderten Ausländer werden vor allem in den armen Schichten Südafrikas immer mehr abgelehnt. Sie werfen ihnen vor, Südafrikanern die Arbeitsplätze wegzunehmen und für die hohe Verbrechensrate in dem Land verantwortlich zu sein. Dabei hat sich Südafrika seit dem Ende der Apartheid-Politik Toleranz und Offenheit auf die Fahnen geschrieben und will dies auch als Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 demonstrieren.
Warnung vor Katastrophe
Die Organisationen Ärzte ohne Grenzen warnte, die Stadt steuere auf eine humanitäre Katastrophe zu. Augenzeugen berichteten am Montag von grausamen Szenen, die sich am Vorabend im Stadtzentrum abgespielt hatten. Bewaffnete Banden durchkämmten ganze Hochhäuser auf der Suche nach Ausländern und warfen Frauen aus den Fenstern in die Tiefe. Ein Mann verbrannte bei lebendigem Leibe, nachdem ihn eine johlende Menschenmenge auf eine Matratze gebunden und angezündet hatte.
Zu hunderten drängten sich Menschen in Todesangst in Kirchen, Gemeindesälen und Polizeiwachen. Den Zuwanderern wird vorgeworfen, kriminell zu sein und Südafrikanern Arbeitsplätze wegzunehmen. Die Ausschreitungen hatten vor einer Woche im Township Alexandra begonnen, wo rund 1000 Menschen aus Angst um ihr Leben seit Tagen im Schutz einer Polizeistation leben. Präsident Thabo Mbeki und der Vorsitzende der Regierungspartei ANC, Jacob Zuma, forderten die Einstellung der Gewaltakte.
Mann angezündet
Polizisten gingen mit Gummigeschossen gegen die Gewalttäter vor. Meist sind es Jugendgangs, die mit Knüppeln, Steinen und Messern bewaffnet durch die Straßen streifen. Am Wochenende zündete ein aufgebrachter Mob einen Mann an. Südafrikanische Zeitungen veröffentlichten am Montag ein Foto der Tat. Anrufer bei Rundfunksendern forderten Ausgangssperren und den Einsatz der Armee.
Unter den Einwanderern in Südafrika sind schätzungsweise drei Millionen Simbabwer, die vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch in ihrer Heimat geflüchtet sind. Sie wurden ebenso wie andere Immigranten durch eine sehr liberale Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik ins Land gelockt. Sie arbeiten vor allem in Bergwerken, auf Feldern und in Haushalten.
Quelle: ntv.de