Merkel in Südafrika Hilfe bei Fußball-WM
05.10.2007, 08:10 UhrDeutschland will alles tun, um die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika zu einem Erfolg werden zu lassen. Bei ihrem ersten Besuch in Südafrika sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dem Land umfassende Unterstützung zu. "Wo immer wir können, wollen wir einen Beitrag leisten, dass diese Weltmeisterschaft wunderbar abläuft", sagte die Kanzlerin nach einem Gespräch mit dem südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki.
Nach anhaltender Kritik am Stand der Vorbereitungen für die Fußball-WM versuchte Merkel, den südafrikanischen Gastgebern den Rücken zu stärken. Am Abend hatte sie demonstrativ mit Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff die Baustelle für das WM-Eröffnungs- und Endspielstadion in Johannesburg besucht. Bis zum Sommer waren selbst aus dem Weltverband FIFA heraus Zweifel geäußert worden, ob die Weltmeisterschaft in Südafrika stattfinden könne. "Ich bin absolut sicher, dass Südafrika ein guter Gastgeber sein wird", sagte die deutsche Bundeskanzlerin nach der Besichtigung.
Merkel bot Südafrika im Namen des Gastgeberlandes der vergangenen Fußball-WM eine "sehr detaillierte Zusammenarbeit" an. Sie nannte Kooperation der Polizei im Kampf gegen Hooligans und Kriminalität, Treffen von Fan-Clubs, Kooperation bei Neubau oder Überholung der Stadien. Mbeki sagte, sein Land schätze Hilfe und fühle sich nicht bevormundet. "Wir wären besorgt, wenn wir ignoriert würden."
Keine Meinungsverschiedenheiten mit Mbeki
Im Gegensatz zur ersten Station ihrer Afrika-Reise in Äthiopien wurden zwischen Merkel und ihrem Gastgeber in Südafrika selbst in Menschenrechtsfragen keine Meinungsunterschiede deutlich. Merkel würdigte vielmehr die Bemühungen Südafrikas, die von schweren Menschenrechtsverletzungen gekennzeichnete Lage in Simbabwe zu ändern. Konkrete Forderungen an die Adresse Mbekis richtete sie nicht. Gleichwohl nannte sie die Lage in Simbabwe "extrem schwierig" und "desaströs".
Das von Hyperinflation, Mangel, Arbeitslosigkeit und politischer Unterdrückung geprägte Land wird von Präsident Robert Mugabe mit eiserner Hand regiert. In dem seit sieben Jahren im Chaos versinkenden Krisenstaat sollen im März 2008 Wahlen stattfinden, bei denen der seit 27 Jahren regierende Mugabe erneut antreten will. Die Inflation hält dort mit mehr als 7200 Prozent den Weltrekord.
Sorge über Simbabwe
Zur Situation in Simbabwe hatte Merkel in einer Rede vor der Afrikanischen Union am Vortag noch deutlichere Worte gefunden. "Wir sind tief besorgt über die dortige Entwicklung, über Schikanen und Drohungen, über die Einschüchterung der Opposition, über die Zerstörung von Armenvierteln und kontinuierliche Menschenrechtsverletzungen." Die Nachbarn Simbabwes hatte Merkel aufgefordert, ihre Verantwortung wahrzunehmen.
In der Pressekonferenz überließ sie es Präsident Mbeki, die Schritte Südafrikas zur Lösung der Krise darzulegen. Der verwies auf die von Südafrika eingeleiteten Gespräche zwischen Mugabes Führung und der Opposition über die Durchführung fairer und freier Wahlen. Mbeki äußerte sich zuversichtlich, dass diese Gespräche erfolgreich sein werden. Die Fortschritte müssten aber bald kommen.
Ein führender südafrikanischer Politiker zog unterdessen Parallelen zwischen dem in Simbabwe herrschenden Regime und der früheren Schreckensherrschaft der Roten Khmer in Kambodscha. Die Politik Mugabes erinnere ihn an die des damaligen kambodschanischen Diktators Pol Pot, sagte der Abgeordnete und frühere Bildungsminister Kader Asmal. In seiner ungewöhnlichen Stellungnahme rügte der Ex- Minister die offizielle südafrikanische Regierungslinie und damit die Simbabwe-Politik seines Landes, wonach die Simbabwer selbst ihre Zukunft bestimmen müssten.
Mugabe nicht ausgrenzen
Merkel unterstrich nochmals, dass sie dagegen sei, Mugabe nicht zum EU-Afrika-Gipfel Anfang Dezember in Lissabon einzuladen. Dort würden von den Europäern sicher "kritische Worte" gesagt werden. "Aber alle haben das Recht teilzunehmen." Merkel hatte schon vor Tagen geäußert, dass sie im Gegensatz zum britischen Premier Gordon Brown auch bei einer Einladung Mugabes daran teilnehmen werde. Nach ihrer Sicht wird der Gipfel "ein neues Kapitel" zwischen Afrika und Europa aufschlagen. Merkel sieht Südafrika als Schlüsselland in Afrika.
Quelle: ntv.de