Zwickauer Terror-Trio war bekannt Hilfe kam aus dem Westen
09.12.2011, 07:44 Uhr
Das Fahndungsplakat des BKA. Bisher gibt es aus der Szene allerdings nur wenige Rückmeldungen.
(Foto: BKA)
Die Geschichte von den komplett unsichtbaren Neonazis, die wie aus dem Nichts ihre Anschläge begehen, bekommt immer mehr Risse. Denn in der Szene wussten wohl einige vom Treiben der Zwickauer Terrorzelle. Und das nicht nur im Osten Deutschlands. Dies berichtet offenbar der einzige rechtsextreme Zeuge, der sich bislang auf den BKA-Aufruf hin gemeldet hat.
Die mutmaßlichen Mörder der Zwickauer Terrorzelle sollen im Westen Unterstützer gehabt haben. Der Ermittlungseinheit "Trio", die zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge aufklären soll, liegt nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" die Zeugenaussage eines Rechtsradikalen vor, der nach eigenen Angaben in einem Fall mit Kameraden aus dem Westen Örtlichkeiten für einen Mord ausspioniert haben will. Er sei aber, bevor das Anschlagsziel festgelegt worden sei, abgesprungen. Kurz darauf sei ein türkischer Kleinunternehmer von den Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos erschossen worden.
Nach Darstellung des Zeugen ist das Trio aus dem Osten bei der harten rechtsextremistischen Szene im Westen bekannt gewesen. Man habe gewusst, dass die Killer hinter den Morden an acht türkischstämmigen und einem griechischen Kleinunternehmer steckten. Der Mann, dessen Identität von den Behörden geschützt wird, kann selbst nicht wegen Unterstützung der Terroristen strafrechtlich belangt werden. "Seine Tat wäre jetzt verjährt", sagte ein Ermittler der Zeitung. Der Zeuge habe nur über den Zeitraum gesprochen, der für ihn strafrechtlich ohne Konsequenzen bleibe.
Einziger Zeuge
Der Unbekannte ist offenbar bislang der einzige Rechtsradikale, der sich im Rahmen der in der Vorwoche ausgelösten Öffentlichkeitsfahndung bei den Behörden gemeldet und wesentliche Angaben gemacht hat. Nach Darstellung von Ermittlern deckten sich seine Angaben mit vorläufigen Ermittlungsergebnissen.
Es gebe Indizien für eine Zusammenarbeit zwischen dem in Jena 1998 untergetauchten Neonazi-Trio und Kameraden aus dem Westen. Bewiesen sei das jedoch noch nicht, betonte der Fahnder, aber die These von einer Zusammenarbeit sei "mehr als nur eine Hypothese". "Wir ermitteln jetzt verstärkt in diese Richtung." Die Gruppe sei offenkundig bekannt gewesen und die Morde seien akzeptiert worden: "Möglicherweise wurden die auch als Helden gefeiert."
Das BKA hatte vor gut einer Woche einen öffentlichen Aufruf gestartet, um die Zwickauer Terrorzelle und deren Netzwerk besser zu durchleuchten. Die Ermittler wollen herausfinden, wo sich die Mitglieder der Gruppe in den vergangenen Jahren aufgehalten haben, wo sie Autos oder Wohnmobile gemietet haben oder ob jemand die Neonazis in Kontakt mit anderen gesehen hat. Der Gruppe werden zehn Morde zur Last gelegt. Die drei mutmaßlichen Terroristen lebten seit 1998 im Untergrund.
Mundlos und Böhnhardt sind inzwischen tot. Das dritte mutmaßliche Mitglied der Terrorzelle, Beate Zschäpe, sitzt in Untersuchungshaft.
Quelle: ntv.de, dpa