Keine Konfrontation mit Israel Hilfsschiff legt in Ägypten an
14.07.2010, 22:49 UhrNach tagelangem Hin und Her legt das libysche Hilfsschiff "Amalthea" im ägyptischen Hafen Al-Arisch an. Damit kommt es zu keiner Konfrontation mit der israelischen Armee, denn das Schiff wollte ursprünglich den blockierten Gazastreifen anlaufen.
Ein von Libyen gechartertes Schiff mit Hilfsgütern für den Gazastreifen hat Ägypten erreicht. Der unter moldauischer Flagge fahrende Frachter "Amalthea" lief in den Hafen von Al-Arisch ein. Er wollte ursprünglich die Seeblockade vor dem Palästinensergebiet brechen. Die befürchteten Auseinandersetzungen mit Israel blieben damit aus.

Die "Amalthea" (hinten) bekam ihren Namen erst beim Start der Hilfsmission, davor hieß sie "Al Amal".
(Foto: AP)
Der Hafendirektor von Al-Arisch, Gamal Abdelmaksud, bestätigte, dass das Schiff die Hafeneinfahrt erreicht hat. Der ägyptische Außenminister Ahmed Abul Gheit hatte zuvor nach Angaben der amtlichen ägyptischen Nachrichtenagentur MENA gesagt, dass das Schiff in Al-Arisch gelöscht und die Ladung an den ägyptischen Roten Halbmond weitergeleitet werden soll, der den Transport nach Gaza organisieren will.
Maschinenschaden und kein Funkkontakt
Mehrere Boote der israelischen Marine waren dem Hilfsschiff nach Angaben eines Armeesprechers lange Zeit in Sichtweite gefolgt. Israel wollte verhindern, dass die 12-köpfige Crew der "Amalthea" in letzter Minute doch noch in Richtung des nördlich gelegenen Gazastreifens abdreht.
An Bord der "Amalthea" sind auch 15 propalästinensische Aktivisten. Sie wollten die rund 2000 Tonnen Hilfsgüter ursprünglich direkt nach Gaza bringen. Die israelische Marine warnte die Besatzung jedoch mehrfach, die Seeblockade vor dem Gazastreifen zu brechen.
Das Schiff hatte Israel lange Rätsel aufgegeben. Zwar änderte der Kapitän am späten Dienstagabend auf Anweisung der israelischen Marine den Kurs in Richtung Ägypten. Der Frachter dümpelte dann aber die Nacht hindurch im Mittelmeer vor sich hin. Der Kapitän gab an, dass ein Maschinenschaden repariert werden müsse. Auch der Funkkontakt ging nach israelischen Armeeangaben vorübergehend verloren. Die "Amalthea" setzte dann ihre Fahrt zunächst zügig fort, verlangsamte aber das Tempo plötzlich wieder vor den ägyptischen Territorialgewässern.
Österreicher vermittelt
Israel will das Schiff nach Medienberichten auch dann noch im Auge behalten, wenn es in Al-Arisch andockt. Israel und die libysche Gaddafi-Stiftung, die das Schiff geschickt hat, hatten nach Informationen der überregionalen arabischen Tageszeitung "Asharq Alawsat" in indirekten Gesprächen versucht, eine Einigung in dem Streit zu erreichen. Dabei soll der österreichische Geschäftsmann Martin Schlaff vermittelt haben. Das israelische Außenministerium wollte die Berichte weder bestätigen noch dementieren.
Es handelt sich um den dritten Versuch innerhalb von sechs Wochen, die Seeblockade vor Gaza zu brechen. Bei der gewaltsamen Übernahme eines türkischen Passagierschiffes am 31. Mai hatten israelische Elitesoldaten neun Türken getötet und 45 weitere Passagiere verletzt.
Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel erklärte nach einem Gespräch mit dem ägyptischen Ministerpräsidenten Ahmed Nazif in Kairo, er habe den Eindruck gewonnen, dass auch Ägypten die andauernde Blockade des Gazastreifens inzwischen für kontraproduktiv halte. "Natürlich hat Ägypten in der Frühphase die Blockade des Gazastreifens mit unterstützt." Inzwischen habe sich jedoch die Ansicht durchgesetzt, dass die Blockade auf Dauer der Hamas-Bewegung letztlich mehr Zulauf verschafft. Die Ägypter seien wie er selbst der Meinung, dass die Situation mit dem libyschen Schiff "unglücklich" sei.
Quelle: ntv.de, dpa