Politik

Weniger Arbeitslose Hinweise auf Fachkräftemangel

Die Arbeitslosenzahl in Deutschland ist im Mai um 161.000 auf 3.806.000 und damit auf den tiefsten Stand seit fünfeinhalb Jahren gefallen.

Im Vergleich zum Mai 2006 sank die Zahl um 732.000, berichtete die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Die Arbeitslosenquote ging um 0,4 Punkte auf 9,1 Prozent zurück. Vor einem Jahr hatte sie noch bei 10,9 Prozent gelegen.

Die Bundesagentur für Arbeit hält einen Rückgang der Arbeitslosenzahl im Herbst auf unter 3,5 Millionen für möglich. Bei einem anhaltenden guten Aufschwung sei dies erreichbar, sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Im Jahresdurchschnitt rechne er weiter mit 3,8 bis 3,9 Millionen Arbeitslosen.

Weise sagte, der konjunkturelle Aufschwung in Deutschland dauere an und belebe weiterhin den Arbeitsmarkt. Ein Teil des Rückgangs gehe auf das Konto des saisonüblichen Frühjahrsaufschwungs.

Erste Hinweise auf Fachkräftemangel

Der Bundesagentur zufolge gibt es bereits erste Hinweise auf einen Fachkräftemangel. Besonders in der Elektronikbranche, auf dem Bau und bei Ingenieursberufen gebe es erste personelle Engpässe, berichtete BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt.

Es gebe zwar genügend arbeitslose Fachkräfte; das Problem sei aber, dass die Bewerber für die ausgeschriebenen Stellen nicht entsprechend qualifiziert seien. Eine wachsende Nachfrage nach Arbeitskräften verzeichneten auch die Nord- und Ostseehäfen. Dort würden in den nächsten zwei Jahren 2.000 bis 3.000 Mitarbeiter gesucht. Auch die Werftindustrie laufe seht gut.

CDU fordert Beitragssenkung

Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) wertete die neuen Zahlen als Ansporn für weitere Anstrengungen, vor allem junge und ältere Arbeitslose in Arbeit zu bringen. "Der Mai war Tankstelle für alle, die jetzt mit noch größerem Tempo bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit vorankommen wollen", erklärte der Minister. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla forderte eine Senkung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung von derzeit 4,2 Prozent auf weniger als vier Prozent.

Kritik kam dagegen vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und von der Opposition. An den Langzeitarbeitslosen gehe der Aufschwung vorbei, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Nur 15 bis 20 Prozent der Arbeitslosen, die eine Beschäftigung fänden, kämen aus dem Arbeitslosengeld II. Ähnlich äußerte sich Grünen-Vizefraktionschefin Thea Dückert, die der Koalition Untätigkeit vorwarf: "Die Bundesregierung tut im Moment nichts, außer sich zu sonnen", sagte Dückert bei n-tv.

Weniger alte Arbeitslose

Müntefering sagte, Deutschland habe die EU-Beschäftigungsziele für über 55-Jährige drei Jahre früher als gefordert erfüllt. Die EU-Zielmarke für 2010, 50 Prozent dieser Altersgruppe in Arbeit zu bringen, "ist in Deutschland bereits Fakt", sagte der Vizekanzler. Habe die Quote 2003 rund 39 Prozent betragen, liege sie nun bei 50 Prozent. Dabei hätten die "Maßnahmen aus der Agenda 2010" eine wichtige Rolle gespielt.

Die Regierung habe die Marke national auf 55 Prozent erhöht. "Dann liegt Deutschland in der EU ziemlich weit vorn." Wenn die Initiative "50plus" voll greife, sei diese Größenordnung erreichbar.

Im Westen 7,5, im Osten 15,2 Prozent

In Westdeutschland waren im Mai 2.499.000 Männer und Frauen ohne Beschäftigung. Das waren 106.000 weniger als im April und 549.000 weniger als vor einem Jahr. In Ostdeutschland sank die Zahl der Arbeitslosen um 55.000 auf 1.307.000. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang um 183.000. Die Arbeitslosenquote lag im Westen bei 7,5 Prozent, im Osten bei 15,2.

Saisonbereinigt ist die Arbeitslosenzahl in Deutschland im Mai um 3.000 auf 3,855 Millionen gestiegen. Im Westen nahm die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Erwerbslosenzahl um 5.000 ab, im Osten stieg sie um 8.000.

Die Zahl der Erwerbstätigen lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im April mit 39,28 Millionen um 539.000 über Vorjahreswert. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg im Jahresvergleich um 618.000 auf 26,56 Millionen im März.

Im Mai waren bei den Agenturen für Arbeit bundesweit 643.000 offene Stellen gemeldet. Das waren 77.000 mehr als vor zwölf Monaten.

Falsche Zahlen seit Januar

Deutschland ist mit einer höheren Arbeitslosigkeit in dieses Jahr gestartet als von der Bundesagentur für Arbeit (BA) zunächst angegeben. "Im Januar wurde die Arbeitslosigkeit um 40.000 Menschen zu niedrig ausgewiesen", räumte Weise ein. Grund sei, dass im Dezember ein Datensatz mit Neuzugängen von Arbeitslosen durch einen Verarbeitungsfehler nicht in der Statistik berücksichtigt worden sei.

"Dieser Fehler verändert keine unserer Aussagen zum Arbeitsmarkt", betonte Weise. "Er verändert keine der Trends." Als Arbeitslosenzahl für Januar hatte die BA ursprünglich 4,247 Millionen genannt.

Der Fehlereffekt ist auch in der am Donnerstag in Nürnberg vorgelegten Mai-Statistik noch nicht berücksichtigt. Die für Mai ausgewiesene Arbeitslosenzahl von 3,806 Millionen läge Weise zufolge bei korrekter Statistik um etwa 6.000 höher. Erst die Juni-Statistik soll die korrigierten Zahlen berücksichtigen.

Quelle: ntv.de

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