Gelöbnis der Rekruten "Historisches Ereignis"
21.07.2002, 07:00 UhrAm Berliner Bendler-Block haben am Samstagabend 500 Rekruten der Bundeswehr ihr Treuegelöbnis abgelegt. An der Zeremonie nahm neben Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem neuen Verteidigungsminister Peter Struck (beide SPD) auch Polens Präsident Aleksander Kwasniewski teil.
"Nach zwei Weltkriegen mit Abermillionen von Toten kann nur der Dienst für den Frieden Rechtfertigung für die Existenz und den Einsatz von Streitkräften sein", sagte Struck in seiner Ansprache an die Truppe. Dabei legte er ein klares Bekenntnis zur Wehrpflicht ab. Diese halte "die enge Verbindung der Streitkräfte mit einer sich permanent wandelnden Gesellschaft lebendig".
Kwasniewski würdigte in seiner teils auf Deutsch gehaltenen Rede die Bundeswehr als Armee, die den Menschen Frieden, Sicherheit und Freiheit bringe. Schröder wertete die Anwesenheit des polnischen Präsidenten bei dem Gelöbnis als "historisches Ereignis". Kwasniewski sprach von einem Zeichen der tiefen Versöhnung zwischen Deutschland und Polen.
Die Zeremonie fand unter massivem Polizeischutz statt. In den vergangen Jahren war es wiederholt zu Protesten und Störaktionen gegen die Gelöbnis-Feierlichkeiten gekommen. Auch diesmal demonstrierten mehrere hundert Menschen am Rande der Zeremonie in Berlin.
Feierstunde zu Ehren des Widerstands
Zuvor hatte die Bundesregierung in einer Feierstunde den Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus gedacht. Struck erklärte, die mutige Tat der Widerstandskämpfer vom 20. Juli 1944 habe Deutschland "die Würde und Ehre bewahrt, die das totalitäre Regime ihm geraubt hatte". Sie sei "eine wichtige Voraussetzung für die Rückkehr Deutschlands in die demokratische Wertegemeinschaft" nach dem Zweiten Weltkrieges gewesen. Im Beisein Strucks legte der Kwasniewski an der Gedenkstätte im Bendler-Block einen Kranz nieder.
Der ehemalige SPD-Fraktionsvorsitzende Struck hatte erst am Freitag Rudolf Scharping als Verteidigungsminister abgelöst. Die Rede im Ehrenhof des Bendlerblocks, wo nach dem fehlgeschlagenen Attentat auf Adolf Hitler 1944 Oberst Claus von Stauffenberg und drei Mitverschwörer standrechtlich erschossen wurden, war der erste öffentliche Auftritt in der neuen Funktion.
Wowereits Eröffnung
Der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, der in seiner Eigenschaft als Bundesratspräsident die Zeremonie zum 58. Jahrestag des 20. Juli 1944 eröffnete, sagte: "Das Attentat auf Hitler ist misslungen, aber es war nicht vergeblich." Der Widerstand stehe für ein anderes, für ein besseres Deutschland und biete bis heute moralische Orientierung.
Wowereit legte in Begleitung des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Wolfgang Scheiderhan, einen Kranz am Denkmal im Ehrenhof des Bendlerblocks nieder. Die Gedenkansprache hielt der Soziologe und Politiker Ralf Dahrendorf.
Seit 1952 wird am Jahrestag des 20. Juli aller Widerstandskämpfer gedacht, die sich zwischen 1933 und 1945 der Nazi-Herrschaft widersetzt habe.
Wehretat bleibt
Struck hat sich nach seiner Amtsübernahme gegen Änderungen am Wehretat ausgesprochen. "Ich habe den Entwurf des Bundeshaushalts für 2003, der ja vom Kabinett beschlossen worden ist, wesentlich mitgestaltet. Das gilt auch für den Verteidigungshaushalt. Ich sehe keinen Grund zu Änderungen", sagte Struck der "Welt am Sonntag". "Ich werde alles tun, was für die Bundeswehr nötig ist", sagte Struck weiter.
Vereidigung und Dienstreisen
Zur Vereidigung Strucks wird der Bundestag trotz Sommerpause am Donnerstag zusammenkommen. Im Anschluss will Struck die Bundeswehr-Truppen in Afghanistan, Bosnien, Mazedonien und im Kosovo besuchen. Mit Scharping verließ bereits der achte Minister seit Antritt der rot-grünen Bundesregierung im Herbst 1998 das Kabinett.
Quelle: ntv.de