Neue Terrorwelle in GB Höchste Terrorwarnstufe
30.06.2007, 18:05 UhrGroßbritannien hat nach einem Brandanschlag auf den Flughafen von Glasgow und zwei nur knapp verhinderten Autobombenanschlägen in London die höchstmögliche Terrorwarnstufe ausgerufen. "Ich möchte, dass alle Briten jetzt wachsam sind und die Polizei bei all den schwierigen Entscheidungen unterstützen, die sie zu treffen hat", sagte Premierminister Gordon Brown am Abend nach einer Sitzung des Notfallkabinetts COBRA in einer kurzen Fernsehansprache.
"Ich weiß, dass das britische Volk vereint, unverwüstlich und stark zusammenstehen wird", betonte Brown. Die höchste Stufe - "kritisch" - bedeutet, dass die Sicherheitskräfte und alle Behörden des Landes jederzeit mit unmittelbar bevorstehenden terroristischen Angriffen zu rechnen und sich darauf einzustellen haben. Nach Browns Worten soll sie besonders auf Flughafen und an besonders stark besuchten Orten beachtet werden.
Innenministerin Jacqui Smith erklärte, die Ereignisse der letzten 48 Stunden hätten die Verantwortlichen zu der Entscheidung veranlasst. Der Beschluss sei auf Veranlassung des Vereinigten Terrorismus-Analysezentrums (JTAC) der britischen Sicherheitskräfte erfolgt, sagte Smith.
Zwei Männer festgenommen
In der schottischen Stadt Glasgow war ein brennender Jeep in den Haupteingang des Terminals gefahren. Das Fernsehen zeigte Bilder von einer heftigen Explosion und einem brennenden Fahrzeug vor Schottlands größtem Flughafen. Sky News berichtete, ein Mann hätte vor dem Feuer eine Gasflasche aus dem Auto genommen. Zwei Männer, möglicherweise Asiaten, wurden nach Angaben der Polizei später festgenommen. Augenzeugen berichteten, zuvor habe es einen Kampf zwischen Polizisten und den beiden Autoinsassen gegeben. Der Flughafen in Glasgow wurde geräumt, alle Flüge wurden gestrichen, wie ein Sprecher des Flughafenbetreibers BAA sagte. Verletzte Reisende gab es nach ersten Angaben nicht. Augenzeugen berichteten, es sei Panik ausgebrochen. Ambulanzen und Polizei waren am Flughafen, die Polizei durchsuchte andere Fahrzeuge.
Suche nach weiteren Attentätern
Unterdessen weitete die Polizei die Suche nach den Planern der Anschläge von London aus. Es laufe eine internationale Fahndung, berichtete der Sender BBC. Scotland Yard wertete stundenlanges Material von Überwachungskameras aus. Die Regierung rief die Bevölkerung erneut auf, wegen der Terrorgefahr wachsam zu sein.
Am Freitag hatte die Polizei zwei Autobomben aus Benzin, Gasflaschen und Nägeln in der Londoner Innenstadt gerade noch rechtzeitig und eher aus Zufall entschärft. Die Explosionen hätten vermutlich hunderte Menschen verletzt oder getötet. Am 7. Juli 2005 waren bei Selbstmordanschlägen auf Londoner U-Bahnen und einen Bus 52 Menschen ums Leben gekommen.
Nach Presseberichten hatten islamistische Kreise nur Stunden vor der Entdeckung der ersten Autobombe am Freitagmorgen vor einem Nachtclub nahe Piccadilly Circus im Internet einen Anschlag in London angekündigt. Dabei sei auf das Terrornetzwerk El Kaida als Auftraggeber verwiesen worden. Ein Motiv für die Empörung unter Muslimen sei die kürzliche Bekanntgabe der Erhebung des islamkritischen Autors Salman Rushdie in den Ritterstand, hieß es in der "Times".
Clubs waren gewarnt worden
Britische Nachtclubs seien zudem einige Tage zuvor vor Terroranschlägen mit Fahrzeugen gewarnt worden. Ein mehr als 50 Seiten umfassendes Dokument, das Geschäftsleute auf die Gefahr von Autobomben hinweise, sei vor zwei Wochen von den Sicherheitskräften herausgegeben worden. Auch der "Tiger Tiger"-Club, vor dem ein Auto geparkt war, habe das Dokument bekommen.
Der US-Fernsehsender ABC berichtete, Attentäter hätten vergeblich versucht, die beiden Autobomben durch Mobiltelefonzünder zur Explosion zu bringen. In den Autos zurückgelassene Handys seien zwei Mal angerufen worden. Nach Angaben der BBC haben Ermittler aus Aufzeichnungen von Beobachtungskameras Bilder mutmaßlicher Täter herausgefiltert.
Akute Terrorgefahr
Londons Bürgermeister Ken Livingstone sagte, "die Gefahr von Terroranschlägen ist derzeit sehr akut". Die Menschen sollten aber dennoch ausgehen und sich nicht verunsichern lassen. Zugleich warnte er vor einer "Verteufelung" der in Großbritannien lebenden Muslime. Großveranstaltungen wie eine Parade von Schwulen und Lesben an diesem Samstag sowie ein Konzert zum Gedenken an die Prinzessin Diana mit zehntausenden Teilnehmern am Sonntag fänden wie geplant statt.
USA verstärken Polizeipräsenz
Die USA haben unterdessen die Sicherheitsmaßnahmen auf einigen Flughäfen verschärft. Wie CNN weiter berichtete, wurden mehr Beamte vor den Abfertigungshallen eingesetzt. Die Terror-Warnstufe für die USA sei jedoch nicht erhöht worden. Nach den Worten des Sprechers des Weißen Hauses, Tony Snow, sind vor allem größere Flughäfen wie New York, Boston und Newark betroffen. Reisende müssten mit Verzögerungen bei der Abfertigung rechnen. Es gebe aber keine spezifische Terrordrohung gegen die USA. US-Präsident George W. Bush werde ständig auf dem Laufenden gehalten.
Quelle: ntv.de