Politik

Gewalt im Gazastreifen "Höhepunkt der Schlacht"

Die Gewalt zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen eskaliert. Binnen weniger Stunden töteten israelische Soldaten bei einer Angriffsserie 21 Palästinenser, darunter ein sechs Monate altes Baby und vier Jugendliche. Elf Tote waren Kämpfer extremistischer Gruppen. Zuvor war erstmals seit einem dreiviertel Jahr ein Israeli durch eine palästinensische Rakete ums Leben gekommen. Die Hamas rechtfertigte ihre verstärkten Angriffe auf Südisrael als Vergeltung für den Tod mehrerer Führungsmitglieder bei einem Luftangriff am Mittwochmorgen.

Ministerpräsident Ehud Olmert kündigte an, Israel werde dafür sorgen, "dass die Terroristen einen sehr schmerzhaften Preis bezahlen". "Wir befinden uns auf dem Höhepunkt der Schlacht", erklärte er in Tokio nach einem Treffen mit US-Außenministerin Condoleezza Rice. "Wir erhalten schmerzhafte Schläge und schlagen noch härter zurück."

Rice kommt wieder

Der Regierungschef stellte auch den jüngst wiederbelebten Nahost-Friedensprozess infrage. "Der ständige Abschuss von Kassam-Raketen auf unbeteiligte, unschuldige Zivilisten gefährdet die Stabilität der Gespräche in hohem Maße", sagte er. Israel zerstöre den Friedensprozess mit seinem harten militärischen Vorgehen, entgegneten die Verhandlungspartner unter Führung des gemäßigten Präsidenten Mahmud Abbas. Die USA wollen noch vor dem Ende der Amtszeit von Präsident George W. Bush in elf Monaten eine Einigung erreichen. Rice kommt nächste Woche zu einer weiteren Gesprächsrunde in den Nahen Osten.

Das israelische Militär zählte am Donnerstag 21 Raketen und Werfergranaten, die vom Gazastreifen aus abgefeuert wurden. Drei Menschen seien verletzt worden, teilte es mit. Nach dem Luftangriff auf ihre Führungsmitglieder hatte die Hamas eigenen Angaben zufolge am Mittwoch 40 Raketen abgeschossen, "um den Märtyrertod von fünf unserer besten Kämpfer zu sühnen". Dabei wurde in Sderot ein 47-jähriger Vater von vier Kindern getötet.

Beim Fußballspielen getroffen

Die vier palästinensischen Jugendlichen wurden Sanitätern zufolge beim Fußballspielen von einer israelischen Rakete getroffen. Das Baby kam durch Splitter und Trümmer ums Leben, als die Armee das leerstehende Innenministerium in Gaza aus der Luft beschoss. Mindestens 14 weitere Menschen wurden nach Angaben von Kliniken verletzt. Hunderte Palästinenser schlossen sich dem Trauerzug für den Säugling an, der von seinem Vater persönlich zu Grabe getragen wurde. Der Leichnam war in eine grüne Hamas-Flagge gehüllt.

Abbas gegen Hamas

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas warf unterdessen der Hamas vor, sie habe ein Bündnis mit dem Terrornetzwerk El Kaida von Osama bin Laden geschmiedet. In einem Interview der arabischen Zeitung "Al-Hayat" erklärte Abbas: "Ich bin überzeugt, dass El Kaida inzwischen in den palästinensischen Gebieten Fuß gefasst hat, vor allem in Gaza, und die Hamas hat dies zu verantworten." Hamas wies die Vorwürfe umgehend zurück. Abbas liefere Israel einen Vorwand, den Gazastreifen anzugreifen und die Wirtschaftssanktionen zu verschärfen, heißt es in einer Erklärung der von Hamas geführten Innenbehörde des Gazastreifens. Hamas warf Abbas in diesem Zusammenhang eine gezielte Medienkampagne vor. Deren Ziel sei es, die Sicherheit im Gazastreifen zu schwächen.

"Gewalt ist keine Antwort"

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul, die sich zurzeit in der Region aufhält, rief Israel und die Palästinenser zu einem Ende der Gewalt auf. "Gewalt ist keine Antwort", sagte die SPD- Politikerin in Jerusalem. Wieczorek-Zeul forderte beide Konfliktparteien auf, ihre Verpflichtungen aus dem Nahost- Friedensplan umzusetzen.

Quelle: ntv.de

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