Junge Abgeordnete: Daniela Kolbe, SPD "Ich finde die Kanzlerin langweilig"
11.09.2013, 18:24 Uhr
Daniela Kolbe: "Ich würde mir wünschen, dass ab 16 gewählt werden kann."
(Foto: picture alliance / dpa)
Sind jüngere Politiker wilder und engagierter als ältere? Wir fragen nach bei den jeweils jüngsten Mitgliedern aller Fraktionen im Bundestag. Heute: Daniela Kolbe. Sie ist Jahrgang 1980, ist seit 2009 Abgeordnete und kandidiert für den nächsten Bundestag auf Platz 4 der sächsischen Landesliste der SPD.
n-tv.de: Sind jüngere Politiker wilder, motivierter, engagierter als ältere Politiker?
Daniela Kolbe: Junge Politiker sind Menschen, und bei Menschen gibt es sehr unterschiedliche Typen. Ich würde sagen, dass jüngere Abgeordnete vielleicht ein bisschen wirbeliger sind, vielleicht auch ein bisschen offener mit Blick auf die Dinge, die in ihrer eigenen Generation vor sich gehen. Aber es gibt auch unter jüngeren Politikern solche und solche.
Haben Sie festgestellt, dass es fraktionsübergreifend Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und anderen jungen Abgeordneten gibt, die es zwischen Ihnen und älteren Fraktionskollegen nicht gibt?
Eigentlich nicht. Ich fühle mich in meiner Fraktion sehr wohl, da sind die Gemeinsamkeiten mit den Kollegen, auch mit den älteren Kollegen, groß. Es gibt ein paar wenige Bereiche, bei denen ich sagen würde, dass es da Überschneidungen mit jungen Abgeordneten in anderen Fraktionen gibt. Das betrifft insbesondere die neuen Medien, zum Teil auch das Thema Datenschutz. Da sind die Überschneidungen mit jüngeren Abgeordneten aus anderen Fraktionen doch deutlich größer als mit Kollegen, die nicht mit diesem Thema groß geworden sind.
In allen Fraktionen gibt die Generation der um die oder über 60-Jährigen den Ton an. Wie sorgen Sie nach der Wahl dafür, dass Jüngere auf die wichtigen Posten kommen?
Dafür sorgt man, indem man gute Arbeit macht. Ich habe aber auch den Eindruck, dass in den Fraktionsspitzen klar ist, dass man nicht nur auf die erfahrenen, älteren Genossen setzen kann, sondern dass bei einem guten Team die Mischung stimmen muss. Dazu braucht man Männer und Frauen, aber eben auch Ältere und Jüngere. Darauf werden wir achten - die jüngeren Abgeordneten in der SPD-Fraktion genauso wie die Frauen.
Finden Sie, dass das Wahlalter heruntergesetzt werden sollte?
Eindeutig. Ich würde mir wünschen, dass ab 16 gewählt werden kann. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass junge Leute sich schon möglichst früh damit auseinandersetzen, wohin sich unsere Gesellschaft entwickeln soll. Das würde auch die Politik verändern: Politiker stünden dann stärker unter Druck, sich mit den Problemen von Jugendlichen zu beschäftigen.
Wie finden Sie die Bundeskanzlerin?
Ich finde die Bundeskanzlerin ganz schön langweilig (lacht). Ich finde es traurig, dass sie so wenig in den Wahlkampf einsteigt. Damit konterkariert sie das, was ich in mir für Jugendliche wünsche: Dass sie nicht denken: "Ich muss mich um nichts kümmern, das machen andere für mich." Nein, sie müssen selbst tätig werden, sie sollen sich selbst eine Meinung bilden! Frau Merkel macht mit ihrer Demobilisierungsstrategie genau das Gegenteil. Sie schläfert die Menschen ein. Für unsere Demokratie finde ich das fatal.
Wie finden Sie den Kanzlerkandidaten der SPD?
Ich mag Peer Steinbrück sehr, ich finde, das ist ein sehr kluger Mensch, einer, der zuhört, der sich anhört, was die Menschen bewegt. Zudem ist er ein integrer Politiker. Ich finde Peer Steinbrück gut.
Was wollen Sie im nächsten Bundestag machen?
Ich möchte für meinen Wahlkreis viel bewegen. Leipzig ist eine tolle Stadt, es gibt hier aber einige Herausforderungen. Hier gibt es einen großen Niedriglohnsektor, auch viele ältere Menschen, die Angst haben, dass sie als Rentner nicht vernünftig leben können. Das sind die zwei großen Themen, von denen ich denke, dass sie angegangen werden müssen: eine solidarische Rente für die Leute, die ein Leben lang gearbeitet haben. Und den Mindestlohn für die, die arbeiten.
Mit Daniela Kolbe sprach Hubertus Volmer
Quelle: ntv.de