Politik

Wahlkampf und Integration Identitätsdebatte in Frankreich

98 Prozent der Franzosen halten die französische Sprache wichtig für die nationale Identität - hier zwei Leser auf der Pariser Buchmesse.

98 Prozent der Franzosen halten die französische Sprache wichtig für die nationale Identität - hier zwei Leser auf der Pariser Buchmesse.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Die französische Regierung hat eine landesweite Debatte über die nationale Identität gestartet. Bis zum 31. Januar sollen die Präfekten flächendeckend in allen 342 Bezirken Debatten organisieren, an denen die Gewerkschaften und andere Verbände, aber auch normale Bürger teilnehmen können.

Alle Abgeordneten des Regierungsblocks sollen die Debatte zusätzlich in ihre Wahlkreisen tragen. Die Opposition ist gespalten, ob sie die Debatte aufnehmen soll oder ob dies nur der Regierung oder den Rechtsradikalen nutzen würde.

Die prominente Sozialistin Ségolène Royal schlug aber bereits eine Bresche für die Diskussion. Die nationale Identität definiere sich aus der Französischen Revolution und den linken Werten Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, sagte sie.

Die Debatte startet fünf Monate vor der Regionalwahl. Umfragen zufolge sehen zwei von drei Franzosen in der Initiative einen Versuch der Regierung von Präsident Nicolas Sarkozy, enttäuschte konservative Wähler zurückzugewinnen.

Mit der Eröffnung einer Debatten-Website gab der Minister für Einwanderung und nationale Identität, Éric Besson, den Startschuss zu dem Diskussionsmarathon. Besson schlug einen "republikanischen Vertrag über Integration" vor, in dem Einwanderer sich auf das Erlernen von Französisch und die Werte der Republik verpflichten. Franzosen sollen als "Paten" die Einwanderer begleiten.

Die Schulen sollen sich den eingewanderten Eltern öffnen, um sie mit den Werten der Republik vertraut zu machen. Der "Vertrag mit der Nation" sieht für Einwanderer ein "Assimilierungsgespräch" vor. Der Erwerb der Staatsbürgerschaft soll in einer würdevollen Zeremonie begangen werden. Am 4. Februar will Besson als Ergebnis der Debatte Maßnahmen vorschlagen, um die Werte der Nation und den "Stolz, Franzose zu sein", zu bekräftigen.

Nach einer Umfrage des Instituts CSA ist für 98 Prozent der Franzosen die französische Sprache wichtig für die nationale Identität. 92 Prozent bezeichnen die Republik und 88 Prozent die Flagge als wesentlich. Den Laizismus - die Trennung von Kirche und Staat - zählen 85 Prozent dazu. 73 Prozent halten die Aufnahme von Einwanderern für ein wichtiges Element ihrer Identität. Der öffentliche Dienst gehört für 91 Prozent dazu.

Quelle: ntv.de, dpa

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