Politik

Tränengas und Festnahmen Im Iran eskalieren die Proteste

Eine Anhängerin der Reform-Bewegung mit einem Bild Mussawis.

Eine Anhängerin der Reform-Bewegung mit einem Bild Mussawis.

(Foto: AP)

Sechs Monate nach der umstrittenen Präsidentenwahl im Iran sind die Proteste der Opposition zufolge eskaliert. Die Reformbewegung berichtete von schweren Zusammenstößen in den zentraliranischen Städten Isfahan und Nadschafabad. Die Polizei habe Schlagstöcke und Tränengas gegen die Demonstranten eingesetzt, meldeten mehrere Internetseiten der Opposition. Viele Menschen seien verletzt oder festgenommen worden. Doch ein Vertreter der Provinzregierung von Isfahan wies die Berichte über Zusammenstöße mit den Sicherheitskräften als falsch zurück.

Vielmehr hätten iranische Bürger eine kleine Gruppe von Demonstranten auseinandergetrieben, zitierte die amtliche Agentur Irna Vize-Gouverneur Mohammad Mehid Esmaili. Er bezichtigte zudem ausländische Medien, mit ihren Veröffentlichungen einen "Psychokrieg" gegen den Klerus zu führen. Auch Berichte über Festnahmen von Demonstranten in Isfahan entbehrten jeder Grundlage.

Tränengas und Festnahmen

Die oppositionelle Internetseite Jaras meldete dagegen aus der Großstadt Isfahan: "Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Menge zu zerstreuen". Viele Menschen seien verletzt worden. Das Haus des der Opposition nahestehenden Geistlichen Ajatollah Dschalaleddin Taheri in Isfahan wurde laut Jaras umstellt. Autofahrer hätten mit einem Hupkonzert gegen das Vorgehen der Polizei protestiert.

Die Beerdigung Montaseris mobilisierte tausende Menschen.

Die Beerdigung Montaseris mobilisierte tausende Menschen.

(Foto: AP)

Auf der Website Parlemannews war von mindestens 50 Festnahmen die Rede. Darunter seien auch vier Journalisten gewesen. Der reformorientierte Ex-Präsident Mohammad Chatami habe die Gewalt in Isfahan verurteilt. Er warnte vor neuer Tyrannei, wenn Freiheit und Unabhängigkeit der Islamischen Republik gefährdet seien.

Die Regierungskritiker gingen am dritten Tag der Trauer für den reformorientierten Großajatollah Hossein Ali Montaseri auf die Straße, der aus Nadschafabad stammte. Der am Samstag im Alter von 87 Jahren gestorbene Montaseri, einer der Architekten der Islamischen Revolution, war eine Leitfigur der Reformbewegung und hatte den Wahlsieg von Präsident Mahmud Ahmadinedschad als zweifelhaft kritisiert.


Eine unabhängige Überprüfung der Berichte der Opposition war nicht möglich. Ausländische Journalisten dürfen nicht direkt über Proteste der Reformbewegung berichten, die der Regierung die Fälschung der Präsidentenwahl vom 12. Juni vorwirft.

Regierungsanhänger protestieren in Ghom

Regierungsanhänger gingen unterdessen in Ghom auf die Straße, um gegen die angebliche Entweihung heiliger Stätten bei der Beerdigung Montaseris zu protestieren. Am Dienstagabend war in Ghom das Haus des oppositionellen Ajatollahs Jusuf Sanei angegriffen worden. Laut der Internetseite Norroz wurde der Geistliche beschimpft, mehrere seiner Mitarbeiter seien geschlagen worden. In Ghom hatten nach Oppositionsangaben Hunderttausende das Gedenken für Montaseri zu einer Demonstration der Stärke genutzt.

Mit weiteren Demonstrationen ist am Sonntag zu rechnen, wenn die Schiiten, die im Iran die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung stellen, das politisch bedeutende Aschura-Fest begehen. Irans Polizeichef Esmail Ahmadi-Mokadam kündigte laut einer Meldung der halbamtlichen Nachrichtenagentur Fars ein entschlossenes Vorgehen gegen Demonstranten an.

Quelle: ntv.de, rts

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