Politik

Krieg in Afghanistan Immer mehr Zivilisten sterben

Jedes Jahr wächst die Zahl der zivilen Opfer im Afghanistan-Krieg, 2010 erreicht sie einen Rekordwert. Mehr als 2700 Unbeteiligte sterben. Während die Zahl der zivilen Opfer bei Militäroperationen sinkt, haben die Taliban immer mehr Unbeteiligte auf dem Gewissen.

Die Sicherheitslage in Afghanistan ist katastrophal.

Die Sicherheitslage in Afghanistan ist katastrophal.

(Foto: AP)

Der Krieg in Afghanistan hat im vergangenen Jahr mehr Zivilisten das Leben gekostet als je zuvor. Die Mission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UNAMA) teilte in Kabul mit, 2010 sei die Zahl der getöteten Unbeteiligten verglichen mit dem Vorjahr um 15 Prozent auf 2777 gestiegen. Drei Viertel der zivilen Opfer (2080) seien auf das Konto von Aufständischen wie den radikal-islamischen Taliban gegangen.

Damit hat die Zahl der Unbeteiligten, deren Tod den Aufständischen angelastet wird, verglichen mit 2009 um 28 Prozent zugenommen. Afghanische und ausländische Truppen waren nach UNAMA-Angaben für 16 Prozent der zivilen Opfer (440) verantwortlich - ein Minus von 26 Prozent. Neun Prozent der getöteten Unbeteiligten konnten keiner der Konfliktparteien zugeordnet werden.

Jedes Jahr mehr Opfer

In den vergangenen vier Jahren zählte die UN-Mission insgesamt 8832 zivile Opfer in Afghanistan. Dabei nahm die Zahl jedes Jahr weiter zu. UNAMA forderte erneut von allen Kriegsparteien einen besseren Schutz von Unbeteiligten.

Die UN-Mission teilte mit, Selbstmordattentate und Anschläge mit improvisierten Sprengsätzen hätten 2010 die meisten zivilen Opfer gefordert, 1141 Unbeteiligte starben. Als "Besorgnis erregendsten Trend" bezeichnete UNAMA die wachsende Zahl von gezielten Ermordungen durch die Aufständischen. 462 Zivilisten seien so ums Leben gekommen, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. In der besonders schwer umkämpften südlichen Provinz Helmand sei bei gezielten Tötungen sogar eine Steigerung von 588 Prozent verzeichnet worden.

Kollateralschäden bei Luftangriffen

Bei den Sicherheitskräften verursachten nach UNAMA-Angaben auch 2010 die meisten zivilen Opfer, 171 Menschen starben. Allerdings habe diese Zahl trotz einer Zunahme von Luftangriffen um 52 Prozent abgenommen.

In den vergangenen Tagen hatten der Tod von neun Kindern für massive Verstimmungen zwischen Washington und Kabul gesorgt. Sie waren versehentlich von amerikanischen Kampfhubschraubern beschossen worden. US-Verteidigungsminister Robert Gates hatte sich bei einem Besuch zu Wochenbeginn persönlich bei Präsident Hamid Karsai für den Vorfall entschuldigt.

UNAMA forderte die Taliban dazu auf, ihre Angriffe auf Zivilisten sofort einzustellen, auch wenn diese für die Regierung oder die internationalen Truppen arbeiteten. Die Aufständischen müssten außerdem damit aufhören, Unbeteiligte als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Auch von der Regierung und den Truppen verlangte die UN-Mission Maßnahmen für einen besseren Schutz für Zivilisten.

Der Afghanistan-Krieg ist mittlerweile in seinem zehnten Jahr. Der US-geführte Einsatz begann Ende 2001 - nach den Terroranschlägen in den USA vom 11. September - und zielte ursprünglich auf das Terrornetz von Osama bin Laden.

Quelle: ntv.de, dpa

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