"Freitag der Märtyrer" In Ägypten fliegen die Knüppel
23.08.2013, 19:22 Uhr
Die Polizei musste wieder Tränengas und Schlagstöcke einsetzen, um die verfeindeten Gruppen auseinander zu treiben.
(Foto: dpa)
Viele Ägypter sind empört, dass der frühere Präsident Mubarak nicht mehr hinter Gittern sitzt. Doch sie haben auch andere Sorgen - zum Beispiel die andauernde Gewalt zwischen den Muslimbrüdern und ihren Gegnern. Nach den Freitagsgebeten prallen die verfeindeten Gruppen wieder aufeinander.
Bei Demonstrationen nach dem Freitagsgebet ist es in Ägypten zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern der entmachteten Islamisten-Regierung gekommen. In der nördlichen Provinzstadt Tanta wurde ein Demonstrant getötet. 25 weitere Menschen wurden verletzt, als wütende Anwohner einen Demonstrationszug der Muslimbruderschaft attackierten. Die Muslimbrüder verlangen die Freilassung des gestürzten Präsideten Mohammed Mursi aus der Haft.

Die Muslimbrüder haben es zunehmend schwer, ihre Anhänger zu Protesten auf die Straße zu bringen.
(Foto: REUTERS)
Unter dem Motto "Freitag der Märtyrer" waren landesweit Tausende Anhänger der vom Militär entmachteten Islamisten auf die Straße gegangen. In einigen Städten trieb die Polizei protestierende Muslimbrüder mit Tränengas und Warnschüssen auseinander.
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen attackierten auch Anwohner im Kairoer Stadtteil Schubra mit Steinen und Stöcken einen Protestmarsch, der von der Muslimbruderschaft organisiert worden war. In der südlichen Provinz Assiut forderten einige Imame die Gläubigen auf, die Übergangsregierung zu unterstützen; andere warfen Armee und Polizei vor, sie hätten "gegen die Legitimität geputscht". An den Protesten der Islamisten beteiligten sich deutlich weniger Menschen als noch vor einer Woche.
Nur wenige demonstrieren gegen Mubarak
Vor dem Justizpalast in Kairo hielten junge Angehörige von Revolutionsgruppen Plakate mit der Aufschrift "Nieder mit Husni Mubarak" hoch. Sie protestierten damit gegen die Entlassung des früheren Präsidenten aus dem Gefängnis. Mubarak war am Vortag aus der Haft entlassen und in ein Militärkrankenhaus gebracht worden. Dort steht er jetzt unter Arrest. An dem Protest beteiligten sich nur einige Dutzend Menschen.
Der ehemalige Langzeitherrscher Mubarak muss sich vor Gericht wegen der Tötung von mehr als 800 Demonstranten Anfang 2011 verantworten. Der Prozess wird an diesem Sonntag fortgesetzt. Am gleichen Tag beginnt außerdem der Prozess gegen das Oberhaupt der Muslimbrüder, Mohammed Badie, dem unter anderem Aufstachelung zur Gewalt vorgeworfen wird.
Die neue ägyptische Führung steckt trotz internationaler Kritik immer mehr Mitglieder der Muslimbruderschaft ins Gefängnis. In der Nacht wurden in der Oase Fajjum südlich von Kairo vier örtliche Führungskader der Islamistenorganisation festgenommen, wie die Website "Al-Shorouk" berichtete.
In der südlichen Stadt Luxor versucht derweil ein Bündnis verschiedener Parteien zwischen der Staatsmacht und den Muslimbrüdern zu vermitteln. Nach Angaben des Volkskomitees zur Unterstützung nationaler Anliegen sollen einige Muslimbrüder zugesichert haben, sich aus der Politik zurückzuziehen. Im Gegenzug werde man versuchen, die Sicherheitskräfte dazu zu bringen, die Islamisten in Ruhe zu lassen.
Quelle: ntv.de, dpa