Politik

Vorwürfe gegen Pakistan Indiens Ton wird schärfer

Eine Woche nach der Terrorserie von Bombay spitzt sich die Krise zwischen den Atommächten Indien und Pakistan zu. Der indische Außenminister Pranab Mukherjee sagte nach einem Treffen mit seiner amerikanischen Amtskollegin Condoleezza Rice in Neu Delhi: "Die indische Regierung ist entschlossen, entschieden zu handeln, um die territoriale Integrität Indiens und das Recht unserer Bürger auf ein friedliches Leben mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu schützen." Es gebe keinen Zweifel daran, dass die Terrorangriffe "von Individuen aus Pakistan ausgeführt wurden, deren Aufseher in Pakistan sind".

Rice sagte, man erwarte von allen verantwortungsvollen Staaten, zur Verfolgung der Hintermänner der Angriffe von Bombay beizutragen. "Pakistan hat dabei eine besondere Verantwortung", betonte sie. "Pakistan spielt eine essenzielle Rolle dabei, sicherzustellen, dass diese Terroristen nicht weiter operieren können." Rice antwortete ausweichend auf die Frage einer Journalistin, ob die USA indische Militärschläge gegen Terrorcamps in Pakistan unterstützen würden. "Jede Reaktion muss an ihrer Effektivität zur Vermeidung (weiterer Anschläge) gemessen werden und daran, nicht weitere unbeabsichtigte Folgen oder Schwierigkeiten zu schaffen", sagte sie. Die US-Außenministerin wird an diesem Donnerstag in Islamabad erwartet.

Pakistan: Wir sind auch Opfer

Rice betonte mit Blick auf Pakistan, Regierungen müssten auch dann entschiedene Maßnahmen ergreifen, wenn "nicht-staatliche Akteure" von ihrem Territorium aus Angriffe verübten. Der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari hatte im US-Nachrichtensender CNN jede Verantwortung seiner Regierung für die Terrorserie in Bombay zurückgewiesen. Er betonte, die Terroristen seien "staatenlose Akteure", die überall in der Region operierten. "Der pakistanische Staat ist natürlich in keiner Weise involviert. Wir sind auch Opfer." Nach jüngsten Angaben der Polizei töteten die mutmaßlich islamistischen Angreifer in Bombay 171 Menschen, mehr als 300 wurden bei der dreitägigen Terrorserie in der westindischen Finanzmetropole verletzt.

Die US-Außenministerin betonte zum Auftakt ihres Besuches in Neu Delhi, Zardari habe ihr zugesagt, er werde allen Spuren nachgehen, "wohin sie auch führen". Zardari lehnte unterdessen die von Indien geforderte Auslieferung von 20 Gesuchten ab. Es gebe keine Beweise gegen die Betroffenen, sagte er. Sollten Beweise vorgelegt werden, werde er diese prüfen. "Wir würden sie (die Verdächtigen) vor unsere Gerichte stellen, wir würden sie in unserem Land vor Gericht stellen, und wir würden sie verurteilen." Das indische Außenministerium hatte Pakistan eine Liste mit 20 Auslieferungsgesuchen übergeben.

Zardari glaubt Indien nicht

Unter den Gesuchten ist der Chef der muslimischen Terrorgruppe Lashkar-e-Toiba, Hafiz Mohammad Saeed. Lashkar-e-Toiba wird von Indien verdächtigt, hinter den Angriffen von Bombay zu stecken. Zardari stellte die Aussage der indischen Polizei infrage, wonach der einzige festgenommene Angreifer Pakistaner sei. "Wir haben keinen handfesten Beweis bekommen, dass er definitiv Pakistaner ist. Ich bezweifele das sehr." Zardari betonte, Lashkar-e-Toiba sei auch in Pakistan verboten. "Wenn sie tatsächlich (an den Angriffen von Bombay) beteiligt sind, wüssten wir das nicht."

"Wir haben das in New York erlebt"

Rice zog Parallelen zwischen den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington sowie der Terrorserie in Bombay. Die Terroristen hätten versucht, die Botschaft auszusenden, "dass Menschen nicht sicher sind, dass Geschäfte nicht sicher sind, dass Wirtschaftszentren nicht sicher sind. Wir haben das in New York erlebt." Sie sei nach Neu Delhi gekommen, "um die Solidarität der USA auszudrücken und dem indischen Volk, der indischen Führung und den Menschen in Bombay jede Hilfe anzubieten, die wir anbieten können", sagte Rice. Die USA tauschten Informationen mit Indien aus.

Eine Woche nach Beginn der Terrorserie in Bombay kam es in mehreren indischen Städten zu Demonstrationen. Die Attentäter hatten am Mittwochabend vergangener Woche insgesamt zehn Ziele in der Millionenmetropole angegriffen, darunter ein jüdisches Gemeindezentrum und zwei Luxushotels. Erst am Samstag hatten Sicherheitskräfte mit der Einnahme des Luxushotels "Taj Mahal" das dreitägige Drama beendet. Unter den 28 toten Ausländern sind laut dem indischen Außenamt auch drei Deutsche und sechs Amerikaner.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen