Politik

Verzicht auf Galgen gefordert Irak wehrt sich gegen Kritik

Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki hat die ausländische Kritik an der Hinrichtung Saddam Husseins zurückgewiesen. Die Exekution des früheren Machthabers sei eine innerirakische Angelegenheit, sagte Maliki und drohte mit der Überprüfung diplomatischer Beziehungen.

Der britische Premierminister Tony Blair sagte am Sonntag, er sei dafür, dass der Irak die Vorgänge bei der Hinrichtung untersuche. Der neue UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und die Europäische Union forderten den Irak auf, die Vollstreckung der weiteren Todesurteile gegen einen Halbbruder Saddams und einen anderen Gefolgsmann auszusetzen. Ein Termin für die beiden Hinrichtungen stand am Sonntag noch nicht fest.

Keine politische Entscheidung

Die Exekution Saddams am 30. Dezember hatte weltweit Aufsehen erregt. "Es geht allein das irakische Volk an und wir verurteilen alle offiziellen und inoffiziellen Erklärungen, die von einigen Regierungen abgegeben wurden", erklärte Maliki am Samstag. Die Exekution sei keine politische Entscheidung gewesen, wie die Feinde des Irak es darstellen wollten. "Die Entscheidung wurde nach einem langen und fairen Verfahren gefällt, das der Tyrann gar nicht verdiente." Die Hinrichtung habe der Einheit des Iraks gedient.

Ein offenbar mit einem Mobiltelefon aufgenommenes Video der Hinrichtung am 30. Dezember, auf dem schiitische Vertreter den wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilten Saddam am Galgen beschimpften und verhöhnten, hatte massive Proteste ausgelöst und die Spannungen zwischen den Volksgruppen im Irak weiter verschärft. Tausende Sunniten hatten gegen die Hinrichtung demonstriert.

Beziehungen überprüfen

"Die irakische Regierung sollte vielleicht ihre Beziehungen zu den Regierungen überdenken, die den Willen des irakischen Volkes nicht respektieren", sagte Maliki ohne auf ein spezielles Land Bezug zu nehmen. Jedoch hatten mehrere Staaten mit großer sunnitischer Bevölkerung die Hinrichtung kritisiert. Vor wenigen Tagen hatte der ägyptische Präsident Husni Mubarak die Bilder der Exekution als "abscheulich und barbarisch" beurteilt.

Auch der britische Finanzminister Gordon Brown bezeichnete die Vorgänge bei der Hinrichtung als inakzeptabel. "Das hat nicht dazu beigetragen, die Spannungen zwischen den Schiiten und den Sunniten zu mildern", sagte Brown, der als Nachfolger Blairs gilt. Eine Sprecherin Blairs sagte, trotz der weltweiten Kritik dürfe nicht vergessen werden, dass Saddam für den Tod zehntausender Menschen verantwortlich war.

Auf weitere Hinrichtungen verzichten

Die UN forderten Malikis Regierung auf, in Bezug auf die beiden weiteren geplanten Hinrichtungen Zurückhaltung zu üben. Der Stabschef des neuen Generalsekretärs Ban Ki Moon habe den Behörden ein entsprechendes Schreiben gesandt, teilte eine Sprecherin mit. Zuvor hatte bereits die Europäische Union (EU) den Irak zum vorläufigen Verzicht auf die Hinrichtungen gedrängt. Saddams Halbbruder und frühere Oberste Richter Barsan al-Tikriti droht ebenso wie dem früheren Gerichtspräsidenten Awad al-Bander der Tod durch den Strang. Ein Sondertribunal hatte die beiden gemeinsam mit Saddam zum Tode verurteilt.

Ein Regierungsberater des Ministerpräsidenten sagte am Sonntag in Bagdad, es sei noch kein Termin für die Vollstreckung festgesetzt worden. Es hatte Berichte gegeben, die Männer könnten am Sonntag gehängt werden, dem ersten Werktag im Irak nach dem muslimischen Eid-al-Adha-Fest.
Ursprünglich war erwartet worden, dass die beiden Männer gemeinsam mit Saddam hingerichtet werden. Alle drei wurden wegen der Ermordung von 148 Schiiten aus Dudschail in den 80er Jahren zum Tode durch den Strang verurteilt.

Quelle: ntv.de

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