Politik

Empörung über Mordkomplott Iran steht am Pranger

Feindbild USA: Antiamerikanisches Wandgemälde in Teheran.

Feindbild USA: Antiamerikanisches Wandgemälde in Teheran.

(Foto: REUTERS)

Die mutmaßliche Mordkomplott des Iran gegen den saudischen Botschafter in den USA ruft heftige Reaktionen hervor. Die EU droht mit "sehr ernsten Konsequenzen". Der Iran wehrt sich entschieden gegen das "konstruierte Szenario" und legt eine Beschwerde bei den Vereinten Nationen ein.

Nach dem mutmaßlichen iranischen Mordkomplott gegen den saudi-arabischen Botschafter steht die Regierung in Teheran international unter Druck. Die Europäische Union warnte den Iran vor "sehr ernsten Konsequenzen", sollten sich die Vorwürfe bestätigen. Zuvor hatte Washington mit neuen Strafmaßnahmen gegen die iranische Regierung gedroht, die sich vehement gegen die Anschuldigungen zur Wehr setzte.

"Eine sehr ernste Sache": Catherine Ashton.

"Eine sehr ernste Sache": Catherine Ashton.

(Foto: AP)

"Wir nehmen die Sache sehr ernst", ließ die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton in Brüssel erklären. Wenn sich die Vorwürfe bestätigten, handele es sich dabei um "eine klare Verletzung" zwischenstaatlichen Rechts, die "nach internationalem Strafrecht" verfolgt werden müsse. Den Iran rief Ashtons Sprecherin zur Zusammenarbeit mit den USA auf, um die Vorwürfe aufzuklären.

Die britische Regierung erklärte, die USA dabei unterstützen zu wollen, Teheran für sein Handeln zur Verantwortung zu ziehen. Ein Sprecher von Premierminister David Cameron nannte die angebliche Verwicklung des Iran in den Attentatsplan "schockierend". US-Außenminister Hillary Clinton hatte angekündigt, dass Washington eine Verschärfung der Strafmaßnahmen gegen Teheran anstrebe und den Iran international weiter "isolieren" wolle.

Mutmaßlicher Drahtzieher verhaftet

Die US-Regierung hatte dem Iran die Planung eines Attentats auf den saudi-arabischen Botschafter in den USA vorgeworfen. Als mutmaßliche Drahtzieher nannte das Justizministerium Manssor Arbabsiar, einen 56-Jährigen mit iranischer und US-Staatsbürgerschaft, und Gholam Schakuri, Mitglied der Al-Kuds-Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden. Arbabsiar sei Ende September am New Yorker Flughafen John F. Kennedy festgenommen worden, Schakuri sei flüchtig. Beide hätten bei ihren Anschlagsplänen eng mit Teilen der iranischen Regierung zusammengearbeitet.

Manssor Arbabsiar wurde schon im September verhaftet.

Manssor Arbabsiar wurde schon im September verhaftet.

(Foto: AP)

Die "Verschwörung" sei vom Iran aus "erdacht, gefördert und gelenkt" worden, sagte US-Justizminister Eric Holder. FBI-Chef Robert Mueller sprach von einem Komplott "wie ein Hollywood-Drehbuch". Demnach sollte der saudi-arabische Botschafter Adel al Dschubeir bei einem Bombenanschlag in einem Restaurant in Washington getötet werden. Dafür hätten die Iraner im Sommer einen vermeintlichen mexikanischen Auftragskiller angeheuert, der allerdings als Informant für die US-Behörden tätig war.

Die mutmaßlichen Drahtzieher seien bereit gewesen, 1,5 Millionen Dollar für das Attentat zu bezahlen und hätten bereits eine Anzahlung von 100.000 Dollar geleistet. US-Medien zufolge sahen die Pläne auch Bombenanschläge auf die saudi-arabische und israelische Botschaft in Washington vor.

Iran wehrt sich

Teheran bezeichnete die Anschuldigungen als "konstruiertes Szenario" und wies die "schändliche Behauptung kategorisch und auf das Schärfste zurück". Der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi warf den USA vor, damit nur von innenpolitischen Problemen ablenken zu wollen. Salehi erklärte weiter, die USA würden sich möglicherweise deswegen entschuldigen müssen. Der iranische UN-Gesandte legte offiziell Beschwerde bei UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und beim UN-Sicherheitsrat ein. Der iranische Parlamentspräsidenten Ali Laridschani sagte, die Vorwürfe seien ein "kindisches Spiel" der USA, um eine künstliche Krise herbeizuführen.

Adel al Dschubeir soll das Ziel des Komplotts gewesen sein.

Adel al Dschubeir soll das Ziel des Komplotts gewesen sein.

(Foto: dapd)

Teheran bestellte den Schweizer Botschafter ein, der die Interessen der USA im Iran vertritt. Beide Länder unterhalten seit 1980 keine diplomatischen Beziehungen mehr. Das ist derzeit insbesondere wegen des Streits um das iranische Atomprogramm angespannt.

Saudi-Arabien verurteilte die angeblichen Attentatspläne als "verachtenswerte Verletzung internationaler Normen, Standards und Konventionen". Riad ist ein Verbündeter der USA im Nahen Osten und zugleich Rivale des Irans im Ringen um die Vorherrschaft in der Golfregion.

US-Behörden geben Warnung heraus

Das US-Außenministerium rief alle Bürger zu erhöhter Wachsamkeit auf. In der Warnung hieß es, nach dem aufgedeckten Komplott sehe die US-Regierung Hinweise auf einen "aggressiveren Fokus der iranischen Regierung bei terroristischen Aktivitäten gegen Diplomaten aus verschiedenen Staaten". Dies schließe auch Anschläge in den USA ein. Die Warnung gelte bis zum 11. Januar 2012.

US-Präsident Barack Obama sprach von einem "eklatanten Verstoß gegen US- und internationales Recht", wie das Weiße Haus mitteilte. Außenministerin Hillary Clinton forderte schärfste Maßnahmen gegen Teheran. Das Regime in Teheran müsse weiter isoliert werden. Die USA wollten sich mit ihren Freunden und Partnern in der Welt beraten, "wie wir eine starke Botschaft" an den Iran richten können."Die USA beabsichtigen, den Iran für seine Handlungen zur Verantwortung zu ziehen", sagte Justizminister Holder.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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