Zur Steinigung Verurteilte: "Sie lügen" Iranerin kritisiert Justiz scharf
07.08.2010, 11:34 UhrEine Iranerin, deren Verurteilung zur Steinigung weltweit für Aufsehen gesorgt hatte, wirft der Justiz ihres Landes Lügen vor. Damit solle die Weltöffentlichkeit abgelenkt werden. Ohne ihren Anwalt, der inzwischen in die Türkei geflohen ist, fürchtet sie eine Zuspitzung ihrer Lage.
Die nach internationalen Protesten einstweilen von der verschonte Iranerin hat in einem heimlichen Interview schwere Vorwürfe gegen die iranische Justiz erhoben. Sie sei wegen Ehebruchs und Verschwörung zur Ermordung ihres Mannes verurteilt worden, doch der wahre Mörder sei verurteilt und sitze im Gefängnis, sagte Sakine Mohammadi Aschtiani dem britischen "Guardian". Diesem Mann drohe im Gegensatz zu ihr nicht die Todesstrafe. "In diesem Land denken sie, sie könnten mit Frauen alles machen", sagte die 43-Jährige in dem über eine Kontaktperson geführten Interview.
Jüngste Stellungnahmen der iranischen Justizbehörden wies Mohammadi Aschtiani als "Lügen" zurück. Als hochrangiger Vertreter der iranischen Justiz hatte Mossedag Kahnemui am Donnerstag erklärt, der Fall sei nach wie vor offen. Dazu sagte Mohammadi Aschtiani in dem Interview: "Sie lügen. Die internationale Aufmerksamkeit in meinem Fall ist ihnen peinlich. Sie versuchen die Medien abzulenken, um mich dann in aller Stille töten zu können." Dies sei nur möglich, weil sie eine Frau sei.
Anwalt flüchtet in die Türkei
Die zweifache Mutter sagte der Zeitung weiter, sie habe in dem Urteil erst gar nicht verstanden, dass ihr die Steinigung drohe, weil sie das Wort dafür nicht verstanden habe. Erst als sie in ihre Zelle zurückgekommen sei, hätten ihr Mitgefangene berichtet, dass sie gesteinigt werden sollte. Bei der Nachricht sei sie in Ohnmacht gefallen. Ihr Anwalt sei inzwischen in die Türkei geflüchtet und habe dort Asyl beantragt. Ohne juristischen Beistand könnte es für sie im Iran noch gefährlicher werden.
In einem Interview mit der Londoner "Times" sagte der Anwalt Mohammed Mostafaie, er fürchte um das Schicksal seiner Frau, die im berüchtigten Teheraner Ewin-Gefängnis einsitze. Dem Bericht zufolge hat Norwegen dem Mann Asyl angeboten.
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) wurde Sakine Mohammadi Aschtiani 2006 oder 2007 verurteilt und hat bereits 99 Peitschenhiebe als Strafe erhalten. Unter anderem aus den USA und aus Großbritannien kamen lautstarke Proteste gegen die als "mittelalterlich" und "barbarisch" kritisierte Hinrichtung durch Steinigung.
Quelle: ntv.de, AFP