Als Müllmänner verkleidet Iranische Söldner helfen Assad
04.01.2012, 12:58 Uhr
Noch immer wird in Syrien geschossen.
(Foto: dpa)
Teheran steht offenbar Syriens Staatschef Assad bei. Einem Medienbericht zufolge sollen sich verkleidete iranische Söldner in Syrien aufhalten. Die Zahl der Toten steigt dabei immer weiter. Seit Beginn des Aufstands bringen Assads Schergen den Rebellen zufolge mehr als 6150 Menschen um.
Iranische Söldner unterstützen nach Angaben die Regierung von Staatschef Baschar al Assad bei der Niederschlagung der Protestbewegung. Eine Brigade der "Freien Armee" habe in der syrischen Protesthochburg Homs fünf Männer mit iranischen Pässen gefangen genommen, sagte ein Kommandeur der Aufständischen, Abd ar-Rasak Tlass, dem Nachrichtenmagazin "Stern".

Keine Müllmänner, sondern Beobachter der Arabischen Liga: Sie sehen, was sie sehen sollen.
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Die mutmaßlichen Söldner seien als Müllmänner verkleidet gewesen, aber in einem Kampfgebiet aufgegriffen worden, sagte Tlass dem Reporterteam des "Stern" in Homs. Sie hätten Fotos bei sich gehabt, auf denen sie in Militäruniform abgebildet seien. Bei einem sei zudem eine Karte sichergestellt worden, die ihn als Offizier der iranischen Revolutionswächter ausweise, sagte der Oberst der syrischen Rebellen.
Der 25-jährige Tlass gilt dem "Stern"-Bericht zufolge als einer der ersten Offiziere der syrischen Armee, der zu den Aufständischen überlief. Er sei ein Neffe des ehemaligen Verteidigungsministers Mustafa Tlass. In der Enklave, die von seinen Leuten gehalten wird, betreiben die Rebellen ein Untergrundkrankenhaus. In regulären Kliniken würden verletzte Demonstranten oft gefoltert, sagten Ärzte und Pfleger dem "Stern".
Mehr als 6000 Tote
Seit Beginn des Aufstandes gegen Präsident Baschar al-Assad sollen die Sicherheitskräfte und Milizen in Syrien 6153 Menschen getötet haben. Das meldete das sogenannte Koordinationskomitee der Revolution. Seiner Statistik zufolge gab es die meisten Opfer in der Provinz Homs, wo seit März 2290 Menschen ums Leben gekommen sein sollen. In der Hauptstadt Damaskus soll es 160 Tote gegeben haben. Allein an diesem Mittwoch starben den Angaben zufolge vier Menschen durch Angriffe der Sicherheitskräfte in den Provinzen Hama, Idlib und Daraa. Die Vereinten Nationen hatten am 12. Dezember erklärt, seit Beginn des Aufstandes seien schätzungsweise mehr als 5000 Menschen getötet worden.

Das Morden und Sterben geht weiter.
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Der als Vertretung der Opposition für die Übergangszeit im Exil gegründete Nationalrat erklärte unterdessen, er habe sich mit dem in Syrien operierenden Nationalen Koordinationskomitee für Demokratischen Wandel (NCC) nicht auf politische Leitlinien einigen können. Das NCC ist bei der Protestbewegung nicht gut gelitten, weil er lange Zeit auf einen Dialog mit dem Regime setzte und jede Intervention der internationalen Staatengemeinschaft in dem Konflikt ablehnt. Ende Dezember hatte es noch geheißen, der Nationalrat, dessen Vorsitzender der Sorbonne-Professor Burhan Ghaliun ist, habe sich mit dem NCC auf einen Fahrplan für die Zeit nach Assad geeinigt.
Syrische Opposition will Unterstützung
Vertreter der syrischen Opposition warben indes in Berlin um deutsche Unterstützung für die Protestbewegung gegen Assad. Bereits innerhalb weniger Wochen seien 300 Menschen eine sogenannte Revolutionspartnerschaft eingegangen, um lokalen Oppositionskomitees in Syrien finanziell zu helfen, teilte das Bündnis "Adopt a Revolution" mit. Das in Berlin lebende Mitglied des oppositionellen Syrischen Nationalrats (SNC), Ferhad Ahma, erklärte, ein Bürgerkrieg würde Tausende Menschenleben mehr kosten, als die gegenwärtigen friedlichen Proteste. Um das zu verhindern, sei es dringend notwendig, die lokalen Komitees zu unterstützen.

Ferhad Ahma, Mitglied des Syrischen Nationalrates und der Grünen, fordert mehr Unterstützung für die syrische Opposition.
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Sollte die internationale Gemeinschaft allerdings so langsam wie bislang handeln, sei nicht mehr auszuschließen, dass die Freie Syrische Armee, die von Überläufern und Rebellenkämpfern gebildet wird, zumindest einen Guerillakrieg gegen die offizielle Armee führen werde, sagte Ahma. Der 38-Jährige war Ende Dezember in seiner Berliner Wohnung von Unbekannten überfallen worden. Es wurden Vorwürfe laut, der syrische Geheimdienst stehe hinter dem Angriff. Ahma zufolge dürfte das syrische Regime versuchen, Oppositionsstimmen im Ausland zum Schweigen zu bringen.
Der Nationalrat setze sich für die Schaffung einer Flugverbots- und Sicherheitszone an der Grenze zur Türkei ein, sagte Ahma. Ziel sei, dass sich Abtrünnige der offiziellen Streitkräfte dort sicher aufhalten könnten. Um diese Zone durchzusetzen, müsse es mindestens mit einer Gewaltandrohung versehen werden. Das Mitglied im SNC-Generalsekretariat und Sprecher der Lokalen Koordinierungskomitees, Hozan Ibrahim, forderte vom Ausland, den SNC als Vertretung des syrischen Volkes anzuerkennen. Die Botschafter müssten aus Damaskus abgezogen werden. Sanktionen allein reichten nicht mehr.
Quelle: ntv.de, AFP/rts/dpa