"Entscheidendes Jahr" in Afghanistan Isaf erwartet Sommeroffensive
05.04.2012, 11:15 Uhr
Immer weniger Isaf-Soldaten sind in Afghanistan stationiert.
(Foto: dpa)
Insgesamt gehen die Angriffe auf die Nato-Truppen in Afghanistan zwar zurück - doch Isaf-Kommandeur Allen rechnet mit einer Sommeroffensive im Osten des Landes. Das Jahr 2013 entscheide über den Gesamterfolg des internationalen Einsatz, sagt der US-General. Trotzdem sind bereits mehr als 10.000 Soldaten abgezogen.
Vor dem Hintergrund des laufenden Rückzugs der internationalen Truppen aus Afghanistan erwartet der Kommandeur der Schutztruppe Isaf in den kommenden Monaten weiterhin schwere Gefechte in den Taliban-Hochburgen. "Im Osten wird es in diesem Jahr noch erhebliche Kämpfe geben", sagte US-General John Allen. Während die Zahl der US-Soldaten insgesamt verringert werde, würden in Ostafghanistan in Erwartung einer Sommeroffensive der radikal-islamischen Aufständischen starke Kräfte konzentriert.
Bis September wollen die USA rund 23.000 ihrer derzeit noch 90.000 Soldaten aus Afghanistan abziehen. Bereits im vergangenen Jahre waren rund 10.000 US-Soldaten zurück in die Heimat beordert worden. Auch die Bundeswehr wird in den kommenden Monaten ihre Truppenstärke um mehrere hundert Soldaten reduzieren.
Entscheidend für den Erfolg des internationalen Einsatzes in Afghanistan ist nach Aussage von General Allen jedoch das kommende Jahr. Im Herbst 2013 sollten die afghanische Armee und Polizei in allen Landesteilen die Verantwortung für die Sicherheit der Bevölkerung tragen. "Wir wollen, dass die afghanischen Sicherheitskräfte die Führung übernehmen", sagte Allen. "Das ist ein wichtiges Zeichen für die Souveränität Afghanistans."
Weniger Angriffe
Insgesamt registriert die Nato in Afghanistan immer weniger feindliche Angriffe. Seit Mai 2011 sei die Zahl Monat für Monat gesunken, sagte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen: "Das ist der am längsten anhaltende Abwärtstrend, den die Isaf je registriert hat." Im Januar und Februar habe es 22 Prozent weniger Attacken gegeben, als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Gleichzeitig tragen afghanische Sicherheitskräfte laut Rasmussen größere Verantwortung bei gemeinsamen Einsätzen. Mehr als jede vierte Sonderoperation und über 40 Prozent der regulären Einsätze würden von heimischen Truppen geleitet. Außerdem stünden die Ausbildung für Sicherheitskräfte zu 85 Prozent unter afghanischem Kommando.
Der schrittweise Kommandowechsel hatte im Juli 2011 begonnen. Die Aus- und Weiterbildung der afghanischen Sicherheitskräfte werde aber auch nach dem geplanten Ende des Kampfeinsatzes 2014 fortgesetzt werden, betonte Allen. Man sei auf einem guten Weg, wobei vor allem Deutschland einen wichtigen Beitrag bei der Entwicklung der afghanischen Sicherheitskräfte geleistet habe. "Aber bei Ausbildung und Ausrüstung müssen wir noch viel mehr tun." Nach afghanischen Angaben sollen in den kommenden Monaten insgesamt 352.000 afghanische Soldaten und Polizisten einsatzbereit sein.
Verhandlungen mit den USA
Derzeit verhandeln die Regierungen der USA und Afghanistans über eine strategische Partnerschaft für die Zeit nach 2014. Zuletzt waren die Gespräche immer wieder ins Stocken geraten, da der afghanischen Präsident Hamid Karsai die Unterzeichnung des Abkommens an Bedingungen knüpft. So fordert er von den Nato-Truppen unter anderem ein Ende der umstrittenen nächtlichen Kommandooperationen gegen mutmaßliche Aufständische, der sogenannten Night Raids.
In der Vergangenheit seien an Night Raids nur US-Truppen beteiligt gewesen, räumte Allen ein. Inzwischen würden aber alle Einsätze dieser Art gemeinsam von ausländischen und afghanischen Spezialkräften geführt. Die Afghanen seien zudem in immer mehr Fällen für den Zugriff auf Verdächtige verantwortlich, während US-Truppen die Umgebung sicherten. "Für die Afghanen und für Präsident Karsai ist wichtig: Wenn wir ein Haus stürmen müssen, dann muss das durch afghanische Kräfte erfolgen", betonte der General. "Das ist nun bei den meisten Einsätzen der Fall."
Quelle: ntv.de, dpa