Nach Einnahme von Flughafen Islamisten verwüsten Tripolis
25.08.2014, 21:22 Uhr
Wohnhäuser brennen in den Vororten von Tripolis.
(Foto: REUTERS)
In Libyen sind die Milizen auf dem Vormarsch. Nach der blutigen Einnahme des internationalen Flughafens in Tripolis zünden sie Wohngebiete an und treiben die Bewohner in die Flucht. Libyen braucht Hilfe - und die könnte gar nicht so weit entfernt sein.
In der libyschen Hauptstadt Tripolis haben Islamisten Wohngebiete westlich der Stadt attackiert. Sie würden Häuser anzünden und deren Bewohner vertreiben, berichtete die libysche Nachrichtenseite "Al-Wasat" unter Berufung auf Augenzeugen. Demna ch sind die Angreifer Milizen des islamistischen Bündnisses Fadschr Libia (Libyens Morgendämmerung).
In den attackierten Vororten leben nach Angaben von "Al-Wasat" Unterstützer des abtrünnigen Armeegenerals Chalifa Haftar. Dessen nationalistisch geprägte Miliz geht seit Wochen in der sogenannten "Operation Würde" gegen verschiedene Islamistengruppen im Land vor. Libyen zerfällt so immer mehr in ein unübersichtliches Kampfgebiet von Dschihadisten, Teilen der Armee sowie Rebellenbrigaden und abtrünnigen Armeeeinheiten.
200 Menschen sterben bei Kampf um Flughafen
Schwere Gefechte hatten sich rivalisierende Milizen unter anderem tagelang am internationalen Flughafen von Tripolis geliefert. Am Wochenende hatten Kämpfer von Fadschr Libia den Flughafen schließlich eingenommen. Die Islamisten-Koalition Fadschr Libia ist verbündet mit der radikal-islamischen Organisation Ansar al-Scharia, die in der ostlibyschen Stadt Bengasi kämpft. Bisher stand der Flughafen unter Kontrolle von Milizen aus der Stadt Al-Sintan. Bei den Kämpfen um das Gelände sind insgesamt mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen.
Angesichts des Chaos hatte das neu gewählte Parlament bereits Anfang August seinen Tagungsort von Tripolis ins sicherere Tobruk im Osten des Landes verlegt. Dort wurde nach Berichten von "Al-Wasat" der neue Armee-Stabschef Abdul Rassak Nasuri vereidigt und in den Rang eines Generalmajors erhoben. Nasuri hatte 2011 ein Bataillon in Bengasi im Kampf gegen die Armee des Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi befehligt.
"Regierung zur Rettung der Nation"
In Tripolis beschloss das ehemalige Parlament, der von Islamisten dominierte Nationalkongress, die Gründung einer "Regierung zur Rettung der Nation". Wie General Omar Humaidan mitteilte, soll Gegenregierungschef der Universitätsprofessor Omar al-Hassi werden. Hilfe im Kampf gegen die Islamisten könnte Libyen von seinen Nachbarländern erhalten.
Ägypten will der libyschen Regierung mit internationaler Unterstützung Finanzmittel und Waffen "im Kampf gegen Terrorismus und organisierte Kriminalität" zukommen lassen. Das sagte der ägyptische Außenminister Sameh Shoukry in Kairo laut einem Bericht der Nachrichtenseite "Al-Masry al-Youm". Shoukry hatte seinen libyschen Amtskollegen sowie die Außenminister aller Nachbarländer Libyens zu einer Krisenkonferenz nach Kairo eingeladen. Neben der Stabilität Libyens sei auch die eigene Sicherheit durch Islamisten und Schmuggler im Grenzgebiet gefährdet, sagte Shoukry. Truppen wolle Ägypten jedoch nicht entsenden.
Quelle: ntv.de, hla/dpa