EU-feindliche Opposition liegt vorn Island erwartet Machtwechsel
27.04.2013, 16:19 UhrBei den Parlamentswahlen in Island deutet sich ein Machtwechsel an. Das Mitte-rechts-Bündnis scheint die Mehrheit der Stimmen auf sich versammeln zu können. Die Konservativen wollen den EU-Beitritt des Landes verhindern. Der Rückhalt in der Bevölkerung ist groß.
Bei den Wahlen in Island zeichnet sich ein klarer Sieg der bürgerlichen Opposition ab. Diese will den geplanten EU-Beitritt stoppen. Konservative und Liberale können nach der letzten Umfrage des Gallup-Institutes für den Sender RUV mit einer absoluten Mehrheit von 52,6 Prozent rechnen. Dagegen werden der Regierungskoalition von Ministerpräsidentin Jóhanna Sigurdardóttir nur 24,6 Prozent der Stimmen vorausgesagt.
Sozialdemokraten und Linksgrüne stehen damit vor der Halbierung ihrer Stimmenzahl von 2009, als sie die Regierung ein halbes Jahr nach der Beinahe-Pleite des Landes infolge des Kollaps der isländischen Banken übernahmen. Unzufriedenheit unter den 320.000 Bürgern mit der Verteilung der Krisenlasten gilt als ausschlaggebend für die erwartete Niederlage von Mitte-links. Sigurdardóttir hat während ihrer Amtszeit dann die Sparauflagen im Zusammenhang mit dem internationalen Hilfspaket für Island umgesetzt und die Annäherung an die EU vorangetrieben.
Mehrheit der Bevölkerung ist gegen EU-Beitritt
Im Fall der Regierungsübernahme will der konservative Spitzenkandidat Bjarni Benediktsson (43) die Beitrittsverhandlungen Islands mit der EU abbrechen. Seine Unabhängigkeitspartei liegt in der Gallup-Umfrage mit rund 28 Prozent vor der liberalen Fortschrittspartei mit rund 25 Prozent. Die auf der Atlantikinsel traditionell dominierenden Konservativen mussten 2009 als politisch Hauptverantwortliche für das Bankendesaster in die Opposition wechseln.
Heute findet ihr Bestreben, den EU-Beitrittsprozess des Landes zu stoppen, Unterstützung von der Mehrheit der Bevölkerung. Die Unzufriedenheit der Bürger ist gewachsen, obwohl sich die isländische Wirtschaft zügig erholte und im vergangenen Jahr ein Wachstum von 1,6 Prozent erreichte.
Im Mittelpunkt des Wahlkampfes stehen vor allem die hohen Schulden isländischer Privathaushalte als Folge der Bankenkrise. Um die 63 Sitze im "Althing" in Reykjavik haben sich 15 Parteien beworben. Ministerpräsidentin Sigurdardóttir von den Sozialdemokraten hat sich bereits von ihren Anhängern verabschiedet. Sie tritt im Alter von 70 Jahren nicht erneut an.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP