Isolierung beschlossen Israel beschießt Arafats Quartier
19.09.2002, 07:21 UhrIsrael ist mit Panzern in das Hauptquartier von Palästinenserpräsident Jassir Arafat in Ramallah im Westjordanland eingedrungen. Nach palästinensischen Angaben eröffneten die israelischen Soldaten mit Maschinengewehren das Feuer. Zwei Leibwächter sollen bei dem Angriff verletzt worden sein, Arafat hingegen sei wohlauf.
Von israelischer Seite hieß es, Ziel der Aktion sei die erneute Isolierung Arafats. Zudem solle die Auslieferung gesuchter Extremisten erzwungen werden, die sich in dem Gebäude aufhielten. Insgesamt gehe es um 19 oder 20 Palästinenser, die verdächtigt würden, Angriffe auf Israel verübt zu haben, teilte das israelische Außenministerium mit.
23 Palästinenser, bei denes es sich jedoch nicht um die Gesuchten handele, seien festgenommen worden, wurde mitgeteilt. Die palästinensische Autonomiebehörde bat die internationale Gemeinschaft um Hilfe. Das so genannte Nahost-Quartett aus USA, UNO, EU und Russland sowie andere andere "Weltmächte" müssten einschreiten, um den israelischen Angriff zu stoppen.
Sechs Tote bei Anschlag
Die Militäraktion ereignete sich wenig nach einem Selbstmordanschlag im Zentrum der Hafenstadt Tel Aviv, bei der es zu einer schweren Explosion in einem Bus gekommen war. Mehr als 60 Menschen wurden verletzt, zehn von ihnen schwer. Sechs Menschen starben, unter ihnen der Attentäter. Die Polizei hatte erst am Morgen vor weiteren "terroristischen Bedrohungen" gewarnt. Sie rechnet mit zahlreichen weiteren Terroranschlägen.
Die radikal-islamische Hamas-Organisation bekannte sich zu dem Anschlag. Hamas-Sprecher Abdel Asis Rantisi sagte, er erwarte nun weitere Attentate in Israel. "Die Zionisten zahlen jetzt den Preis für die Verbrechen und den Terrorismus ihrer Führung. Sie sollten wissen, dass wir die wahren Besitzer dieses Landes sind und es niemals aufgeben werden", meinte Rantisi. Die Palästinensische Autonomiebehörde verurteilte dagegen das Attentat: "Es gibt Scharon nur einen Grund, seine Offensive gegen die Palästinenser fortzusetzen", hieß es in einer offiziellen Erklärung.
Der israelische Regierungssprecher David Baker sagte: "Der Anschlag beweist, dass der palästinensische Terrorismus ohne Unterbrechung weiter geht. Die Terroristen zielen immer noch darauf ab, so viele Israelis wie möglich zu töten."
Bundesaußenminister Joschka Fischer nannte den Anschlag einen "heimtückischen und sinnlosen Akt der Gewalt". Das französische Außenministerium verurteilte die Tat auf das Schärfste und rief beide Seiten erneut dazu auf, alles für eine Beruhigung der Lage zu unternehmen. Auch US-Präsident George W. Bush und der EU-Beauftragte für Außen- und Sicherheitspolitik, Javier Solana, verurteilten den Anschlag.
Neue Anschlagsserie?
Erst am Mittwoch hatte ein Selbstmordattentäter in der Nähe der Ortschaft Umm el Fahem im Norden Israels einen Sprengsatz gezündet und einen Polizisten mit in den Tod gerissen. Zwei weitere Personen wurden verletzt. Der Attentäter zündete den Sprengsatz, als israelische Polizisten seine Papiere kontrollieren wollten. Als Konsequenz aus dem Anschlag wurde im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Westjordanland die höchste Terror-Alarmstufe ausgelöst.
Zwölfjähriger erschossen
Israelische Soldaten erschossen im Westjordanland einen zwölfjährigen Palästinenser. Der Junge soll nach Aussage seiner Mutter trotz des Ausgehverbots zum Zigarettenholen geschickt worden sein. Auf dem Weg soll er mit mehreren Schüssen niedergestreckt worden sein.
Östlich von Jerusalem zerstörten israelische Truppen zwei Häuser von Familien zweier Selbstmordattentäter. Die beiden Palästinenser hatten sich im Dezember in einer Jerusalemer Fußgängerzone in die Luft gesprengt und elf Passanten mit in den Tod gerissen.
Quelle: ntv.de