Strafe nach jeder Rakete Israel dreht den Strom ab
25.10.2007, 19:37 UhrDer israelische Verteidigungsminister Ehud Barak hat einem Plan zur Abschaltung des Stroms im Gazastreifen zugestimmt. Danach soll der Strom jedes Mal abgestellt werden, wenn Palästinenser Raketen auf den Süden Israels abfeuern - zunächst für 15 Minuten, dann immer länger. Die israelischen Behörden äußerten sich nicht dazu, wann die Reduzierung der Stromversorgung beginnen soll. Palästinensische Organisationen und Menschenrechtsgruppen kritisierten das Vorhaben.
Ein Hamas-Sprecher bezeichnete das Vorhaben Israels als "Kriegsverbrechen". Nach internationalem Recht sei die Besatzungsmacht verpflichtet, humanitäre Hilfe zu leisten, sagte Hamas-Sprecher Sami Abu Zuhri.
Israel hatte den von der radikal-islamischen Hamas kontrollierten Gazastreifen am 19. September zum "feindlichen Gebiet" erklärt und die Kürzung von Strom- und Treibstofflieferungen im Falle des weiteren Beschusses mit Raketen und Mörsern angedroht. Israel leistet rund zwei Drittel der Stromversorgung im Gazastreifen.
Bestrafung von Zivilisten
Menschenrechtsorganisationen hatten die geplanten Strafmaßnahmen als Verstoß gegen internationales Recht und die Genfer Konventionen bezeichnet. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte einen Verzicht, weil Zivilisten nicht für die inakzeptablen Aktionen von Extremisten bestraft werden dürften.
Nach Angaben der israelischen Armee sind in den vier Monaten seit der gewaltsamen Machtübernahme im Gazastreifen durch die radikal- islamische Hamas rund 1000 Kassam-Raketen und Mörsergranaten auf israelisches Territorium abgefeuert worden.
Israel plant nach israelischen Medienberichten außerdem, den Handel mit dem Gazastreifen weiter einzuschränken. Bereits in den vergangenen Wochen seien Lieferungen von Zigaretten, Elektrogeräten, Möbeln und Spielzeug verhindert worden.
Teil einer Strategie
Weitere Wirtschaftssanktionen gegen den Gazastreifen werden nach Einschätzung von internationalen Hilfsorganisationen die Krise weiter verschärfen. Nach Angaben des Welternährungsprogrammes erhalten rund 75 Prozent der rund 1,5 Millionen Einwohner des Gazastreifens Lebensmittelhilfe. Das sei der höchste Prozentsatz weltweit. Nach Einschätzung der UN-Organisation für Humanitäre Angelegenheiten (OCHA) zieht sich die Schlinge immer fester um den Hals der Menschen von Gaza zu. Sie würden offenkundig bestraft als Teil einer politischen Strategie.
In einer neuen Studie der britischen Oxford Research Group heißt es, die Wirtschaft in Gaza habe vorrangige Bedeutung. Israel werde keine Sicherheit bekommen, solange Gaza abgeriegelt und verarmt bleibe.
Quelle: ntv.de