Anschlag auf Treibstofflager Israel entgeht einer Katastrophe
23.05.2002, 00:00 UhrWenige Stunden nach einem neuen palästinensischen Selbstmordanschlag ist am Donnerstag ein Bombenanschlag auf das größte Treibstoffdepot Israels verübt worden. Die Polizei ging davon aus, dass es sich auch bei diesem Zwischenfall um einen Terroranschlag handelte.
Der Bombenanschlag auf den Tanklastwagen in dem Treibstoffdepot Pi Glilot nördlich von Tel Aviv gab der Polizei noch Stunden nach dem Zwischenfall Rätsel auf. Die Explosion der unter dem Chassis des Tankwagens versteckten Bombe zerfetzte das Fahrerhaus und riss ein Loch in den Tank, aus dem Treibstoff auslief, der sich sofort entzündete. Experten erklärten später, bei einer unkontrollierten Explosion des Depots, in dem allein 3.000 Tonen Flüssiggas gelagert werden, wären bis zu 20.000 Menschen in der Umgebung gefährdet gewesen.
Anschlag in Rischon Lezion
Am Mittwochabend hatte sich ein Selbstmordattentäter in einem Freiluft-Schachzentrum in Rischon Lezion bei Tel Aviv in die Luft gesprengt und zwei Israelis mit sich in den Tod gerissen. Etwa 40 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Zu dem Anschlag bekannten sich die Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden. Die Gruppe gehört zur Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Jassir Arafat. Bereits vor zwei Wochen hatte ein palästinensischer Selbstmordattentäter in einer Spielhalle von Rischon Lezion 15 Israelis getötet. Die palästinensische Autonomiebehörde verurteilte den neuen Anschlag.
Die israelische Armee nahm Stunden später bei gezielten Operationen in Hebron und bei Dschenin im Westjordanland insgesamt 16 mutmaßliche palästinensische Extremisten fest. Die Menschenrechts-Organisation Amnesty International forderte die Armee auf, die "willkürlichen Festnahmen" tausender Palästinenser zu beenden. Seit dem 27. Februar habe die Armee "mehr als 8.500 Palästinenser in den Autonomiegebieten verhaftet". Die Gefangenen seien wiederholt misshandelt worden.
Geheimdienste haben in den vergangenen Wochen gewarnt, dass palästinensische Extremisten schwerste Anschläge mit Autobomben in Israel planten. Unter anderem wurden Pläne für einen Anschlag auf zwei Büro-Hochhäuser in Tel Aviv entdeckt. Dennoch "wollen wir ein anderes, kriminelles Motiv für die Tat nicht ausschließen", sagte Polizeisprecher Gil Kleimann. Der israelische Geheimdienst Mossad hatte vor weltweiten Anschlägen auf jüdische Gemeinden und Einrichtungen gewarnt.
Wahlen noch in diesem Jahr
Palästinenserpräsident Jassir Arafat hält nach wie vor an seiner Absicht fest, bis zum Jahresende Parlaments- und Präsidentschaftswahlen abzuhalten. Dies bestätigte sein Berater Nabil Abu Rudeineh. Allerdings mache Arafat Wahlen weiterhin davon abhängig, "dass Israel die Hindernisse aus dem Weg räumt, die Wahlen unmöglich machen".
Inzwischen reichte die 1995 eingesetzte palästinensische Wahlkommission ihren Rücktritt bei Arafat ein. Ihr gehörten unter anderem Arafats Stellvertreter Machmud Abbas und Parlamentspräsident Ahmed Kurei an. Palästinensische Beobachter werteten dies als Versuch, Arafat zur Bildung einer neuen Kommission zu zwingen, die weniger stark mit dem bisherigen politischen Establishment verbunden ist.
Quelle: ntv.de