Im Tausch gegen Schalit-Video Israel lässt Gefangene frei
07.09.2009, 07:36 UhrIm Zuge eines seit langem geplanten Gefangenenaustausches einigen sich Israel und die im Gazastreifen herrschende Hamas-Organisation auf einen ersten konkreten Schritt. Danach wird Israel 20 Palästinenserinnen aus israelischen Gefängnissen freilassen. Der Austausch ist das Ergebnis deutscher Vermittlungen in dem Konflikt.

Gilad Schalit wurde vor mehr als drei Jahren entführt.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Voraussichtlich am Freitag wird Israel ein Ein-Minuten-Video mit Aufnahmen des vor über drei Jahren in den Gazastreifen verschleppten Soldaten Gilad Schalit von der islamistischen Hamas-Organisation erhalten. Dieses erste Lebenszeichen seit drei Jahren muss nachweislich "in jüngster Zeit" aufgenommen worden sein, heißt es in einem offiziellen Beschluss des israelischen Sicherheitskabinetts.
Nach Berichten der palästinensischen Presse soll das Video bereist an die ägyptischen Vermittler zwischen Israel und der Hamas übergeben worden sein. Israelische Medien berichten, ein deutscher Vermittler habe Bewegung in die seit langer Zeit stockenden Verhandlungen gebracht. Arabische Medien überlassen hingegen den Ägyptern den Vortritt, diesen Erfolg vollbracht zu haben. Jedenfalls sei Israel jetzt bereit, allein für ein Lebenszeichen einer Geisel Sicherheitsgefangene aus dem Gefängnis zu entlassen.
Israelis können Veto einlegen
Noch wurden die Namen der 20 Frauen, die am Freitag freikommen sollen, nicht veröffentlicht. Die Bekanntgabe soll israelischen Bürgern ermöglichen, Einwände hervorzubringen und gegen deren Freilassung zu klagen. In israelischen Gefängnissen werden zur Zeit etwa 60 palästinensische Frauen festgehalten. Unter den gefangenen Frauen befinden sich mehrere potentielle Selbstmordattentäterinnen, die rechtzeitig entdeckt wurden oder in letzter Minute einen Rückzieher machten.
In den vergangenen Jahren wurden mehrmals Frauen nach Israel geschickt, um als Selbstmordattentäterinnen möglichst viele Juden zu töten. Eine Frau hatte sich als "schwanger" ausgegeben, an ihrem auffälligen Bauch aber einen Sprengsatz getragen. Eine junge und gut aussehende Anwältin aus Jenin überwand mit ihrem Charme alle Straßensperren auf dem Weg nach Haifa, wo sie sich nach einer Mahlzeit im "Maxim" inmitten israelischer Familien in die Luft sprengte. Zuvor hatte sie ihre Restaurant-Rechnung beglichen.
Palästinenser unter "Kollektivstrafe"
Wegen der Entführung des Soldaten Gilad Schalit hatte Israel das Kraftwerk im Küstenstreifen bombardiert und die Wirtschaftsblockade verhängt. Menschenrechtsorganisationen sprachen später von einer "Kollektivstrafe". Ein Gefangenenaustausch war immer wieder an Unwägbarkeiten beider Seiten gescheitert.
Schalit wurde zwar von einer kleinen radikalen Gruppe im südlichen Gazastreifen entführt, aber die im Gazastreifen "de facto" herrschende Hamas führt jetzt die Verhandlungen und fordert von Israel "gebührende Bezahlung für die Ware", wie das Abu Beida, Sprecher des "militärischen Arms" der Hamas vor einigen Tagen beschrieb.
In der Vergangenheit war Israel bereit, fast jeden Preis für die Freigabe verschollener oder gefangener Soldaten zu zahlen. So waren mehrfach waren Experten des BND federführend an der Vermittlung eines Gefangenenaustauschs zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz beteiligt.
Quelle: ntv.de