"Schweres Terrorereignis" Israel nimmt vier jüdische Siedler im Westjordanland fest
22.08.2024, 14:55 Uhr Artikel anhören
Trauernde tragen den Leichnam des Palästinensers Rasheed Mahmoud Sadah während seiner Beerdigung. Er wurde bei einem Angriff israelischer Siedler getötet.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Der extremistische Angriff im Westjordanland wird international scharf verurteilt. Vor einer Woche stürmen maskierte jüdische Siedler ein Dorf, werfen Brandsätze und töten einen jungen Palästinenser. Nun nehmen israelische Sicherheitskräfte vier Verdächtige fest, darunter auch einen Minderjährigen.
Die israelischen Sicherheitsbehörden haben nach dem jüngsten Vorfall extremistischer Siedler-Gewalt im Westjordanland vier Verdächtige festgenommen. Der Inlandsgeheimdienst Schin Bet und die Polizei hätten drei Erwachsene und einen Minderjährigen festgenommen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung beider Behörden mit Blick auf die "schweren Ausschreitungen am 15. August im Dorf Dschit". Sie würden "mehrerer terroristischer Handlungen gegen Palästinenser" verdächtigt. Gegen die vier mutmaßlich daran Beteiligten sei eine Untersuchung eingeleitet worden.
Dutzende bewaffnete jüdische Siedler waren am vergangenen Donnerstagabend in die Ortschaft Dschit im besetzten Westjordanland eingedrungen und setzten unter anderem Häuser und Autos in Brand und warfen Molotowcocktails. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurde ein Mensch getötet und ein weiterer schwer verletzt.
Die Festgenommenen werden demnach verdächtigt, mehrere Terroranschläge gegen Palästinenser begangen zu haben, darunter der Angriff in dem Ort Dschit. Die israelischen Sicherheitskräfte sprachen in ihrer Mitteilung von einem "schweren Terrorereignis", bei dem unter anderem Gebäude und Fahrzeuge angezündet worden und Schüsse gefallen seien. Ein Palästinenser kam den Angaben nach ums Leben, ein weiterer wurde verletzt.
Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium in Ramallah wurde ein 23-Jähriger durch Schüsse getötet, als Dutzende maskierte Siedler die palästinensische Ortschaft Dschit stürmten. Die vier in der Nacht festgenommen Siedler würden derzeit vom Inlandsgeheimdienst verhört, meldeten israelische Medien. Die Untersuchung des Falls dauere an, teilten die israelischen Behörden weiter mit.
USA fordern "Rechenschaft"
Der Angriff war sowohl in Israel als auch international scharf verurteilt worden. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte nach dem Vorfall, es dürfe "für solche Gewalttaten keine Straflosigkeit geben". US-Außenminister Antony Blinken forderte die Regierung von Benjamin Netanjahu bei seinem jüngsten Nahost-Besuch auf, die Verantwortlichen "zur Rechenschaft" zu ziehen.
Im Westjordanland hat sich die Lage seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen deutlich verschärft. Nach einer AFP-Zählung auf Grundlage palästinensischer Angaben wurden seit dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober im Westjordanland mindestens 640 Palästinenser bei Razzien der israelischen Armee oder durch radikale Siedler getötet. Mindestens 19 Israelis wurden dort nach israelischen Angaben bei Angriffen militanter Palästinenser getötet.
Derweil teilte die israelische Armee mit, dass sie in Tulkarem, einer der Hochburgen militanter Palästinenser und islamistischer Gruppierungen im Norden des Westjordanlandes, einen "Anti-Terror-Einsatz" ausgeführt habe. Ein Flugzeug der Luftwaffe habe "mehrere bewaffnete Terroristen getroffen", hieß es in einer Erklärung. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden drei Menschen bei einem "Luftangriff auf ein Haus" in einer Flüchtlingssiedlung in Tulkarem getötet.
Quelle: ntv.de, gut/AFP/dpa