Ziel Gaza-Stadt Israels Armee rückt vor
13.01.2009, 09:34 UhrDer israelische Generalstabschef Gabi Aschkenasi hat noch härtere Schläge gegen die radikalislamische Hamas angekündigt. Die israelische Armee rückte am Dienstag erstmals seit Beginn der Offensive tief in die Vororte der Stadt Gaza ein. Soldaten lieferten sich dort nach Augenzeugenberichten schwere Gefechte mit militanten Palästinensern.
Aschkenasi sagte vor dem parlamentarischen Ausschuss für Außen- und Sicherheitspolitik: "Wir haben große Erfolge im Kampf gegen Hamas, gegen ihre Infrastruktur, gegen ihre Herrschaft, gegen ihren militärischen Arm vorzuweisen, aber wir haben noch viel Arbeit vor uns." Man bemühe sich um eine weitere Verringerung der Raketen-Angriffe auf Israel.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sieht die kommenden Tage als entscheidend an für ein mögliches Ende der Kämpfe im Gazastreifen. Angesichts der sich weiter verschärfenden Lage der Menschen vor Ort sei eine "humanitäre Waffenruhe" dringend notwendig, sagte Steinmeier in Berlin. Diese wäre auch "der Einstieg in einen dauerhaften und umfassenden Waffenstillstand". Voraussetzung dafür seien unter anderem effektive Vereinbarungen zur Sicherung der Grenzen und vor allem zur Bekämpfung des Waffenschmuggels nach Gaza.
Israelische Minister fordern Härte
Derweil forderten israelische Minister eine Fortsetzung der Offensive im Gazastreifen, bis die Hamas Israels Bedingungen für eine Waffenruhe akzeptiert. Der Wohnungsbauminister Seew Boim von der regierenden Kadima-Partei sagte dem israelischen Online-Dienst "ynet", Hamas müsse "die Tatsache anerkennen, dass sie keine Bedingungen stellen kann". Israel dürfe jetzt nicht nachgeben.
Vize-Ministerpräsident Eli Jischai von der streng religiösen Schas-Partei sagte, Israel dürfe keinesfalls dem internationalen Druck nachgeben und einer Waffenruhe zustimmen. "Die Welt will Israel davon abhalten, seine Interessen zu gewährleisten." Infrastruktur-Minister Benjamin Ben-Elieser von der Arbeitspartei sagte: "Wenn sie Ruhe wollen, sollen sie aufhören zu schießen. Wenn nicht - machen wir weiter."
Hamas stellt Bedingungen
Die arabischen Staaten haben ihre bislang fruchtlosen Bemühungen um ein Ende des Krieges im Gazastreifen intensiviert. Der ägyptische Präsident Husni Mubarak flog nach Angaben der saudischen Nachrichtenagentur SPA mit einer großen Delegation zu einem Treffen mit König Abdullah von Saudi-Arabien in Riad. Der Delegation gehörte auch der ägyptische Geheimdienstchef Omar Suleiman an, der zuvor in Kairo mit Vertretern der radikalen Palästinenserorganisation Hamas über den Vorschlag Ägyptens für eine Waffenruhe diskutiert hatte.
Weder Suleiman noch die Hamas äußerte sich offiziell zum Ergebnis des Treffens. Es verlautete jedoch, die Hamas habe Bedingungen gestellt. Sie wolle das Ende der Kämpfe unbedingt mit einer Öffnung der Grenzübergänge zu Israel und Ägypten verknüpfen. Außerdem wolle sie eine Waffenruhe erst nach dem Abzug der israelischen Bodentruppen verkünden. Dem Vernehmen nach soll die Hamas-Führung im Gazastreifen kompromissbereiter sein als die Exil-Führung der Islamistenorganisation in Damaskus. Diese wird angeblich von Syrien und vom Iran zu einer Verweigerungshaltung gedrängt.
Kämpfe dauern an
Nach Angaben eines israelischen Militärsprechers wurden bei den Kämpfen in Gaza ein Offizier lebensgefährlich und zwei weitere Soldaten leicht verletzt, als eine Sprengstofffalle während einer Hausdurchsuchung explodierte. Nach Armeeangaben wurden 30 militante Palästinenser bei Feuergefechten getroffen. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza sind seit Beginn der israelischen Militäroffensive mindestens 930 Palästinenser getötet und weitere rund 4300 verletzt worden.
Die israelische Armee ließ am Dienstag erneut mehr als 100 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern in den Gazastreifen passieren. Auch während einer dreistündigen Feuerpause setzten militante Palästinenser nach Armeeangaben Angriffe auf israelische Truppen fort. Zuvor seien auch mehrere Raketen nach Israel abgefeuert worden.
Quelle: ntv.de