Papst-Reise auf der Kippe Israels Diplomaten streiken
24.03.2014, 14:40 UhrStaatsgäste erhalten keine Termine bei israelischen Politikern, Israelis im Ausland keine konsularische Betreuung, selbst eine Beschwerde Israels über den Iran bei den UN fiel aus: Sämtliche Diplomaten des Landes befinden sich im Ausstand

Der britische Premier Cameron war vor anderthalb Wochen in Israel. Israelische Diplomaten waren damals sauer auf den britischen Botschafter, weil dieser sich als "Streikbrecher" betätigt hatte.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das israelische Außenministerium ist geschlossen und die Diplomaten in 103 Auslandsvertretungen in der Welt streiken. Die Streikposten lassen allein Außenminister Avigdor Lieberman und seinen Stellvertreter ins Gebäude des Ministeriums.
Seit Monaten befinden sich die Mitarbeiter im Ausstand, weil das Finanzministerium ihnen Gehaltserhöhungen verweigert. Junge Diplomaten erhalten in Israel nur etwas mehr als den üblichen Mindestlohn, und während ihres Dienstes im Ausland können sie sich kaum leisten, Kinder auf internationale Schulen zu schicken.
Bisherige Streikmaßnahmen betrafen vor allem die Regierung. So wurden Staatsgäste nicht betreut und der Ministerpräsident musste sich seine Auslandsreisen selber organisieren, weil die Diplomaten vor Ort sich weigerten, Hotels zu buchen und Treffen zu vereinbaren. Premierminister Benjamin Netanjahu musste wegen des Streiks eine geplante Südamerika-Reise absagen. Ausländische Delegation sagten Besuche in Israel ab, weil ihnen niemand die üblichen Hilfestellungen für Treffen mit Ministern und anderen Spitzenpolitikern garantieren konnte. Betroffen war auch der britische Premierminister David Cameron während seines Besuches in Israel. Möglicherweise muss sogar der Papst seine geplante "Pilgerfahrt" ins Heilige Land absagen oder verschieben, weil die Diplomaten jegliche Vorbereitungen für den Besuch eingestellt haben.
Botschaften behandeln nur Notfälle
Der jetzt vom Personalrat des Außenministeriums beschlossene erste Diplomaten-Generalstreik in der Geschichte Israels wird auch einfache Israelis im Ausland treffen. Wer seinen Pass verloren hat, erhält in den Auslandsvertretungen des Landes keinen Ersatz. Die Erteilung von Visa kommt zum Erliegen, wie auch sonstige Auslandskontakte brachliegen. Allein Notfälle, bei denen Lebensgefahr besteht, würden noch behandelt, so die Streikleitung.
Der Streik hatte bereits Millionenschäden für den Staat Israel zur Folge, weil auch laufende Wirtschaftsbeziehungen betroffen sind. Ebenso entstand erheblicher Schaden für Israels Ansehen in der Welt. Wegen des Streiks haben israelische Diplomaten im Ausland angekündigte Vorträge und Hintergrundtreffen mit Journalisten kurzfristig abgesagt. Die israelische Uno-Delegation legte keine Beschwerde wegen der von Iran per Schiff geschmuggelten Lieferung von Raketen in den Gazastreifen ein, nachdem Israel im Roten Meer das Schiff "Klos-C" aufgebracht hatte. Mangels Beschwerde wurde auch keine internationale Untersuchung des Vorfalls eingeleitet.
Solange sich das Finanzministerium weigert, auf die Gehaltsforderungen der Mitarbeiter des Außenministeriums einzugehen, soll der Streik auf "unbestimmte Zeit" fortgesetzt werden. Am Ende könnte er gar zu einer Schließung der Auslandsvertretungen führen, teilte der Personalrat mit.
Quelle: ntv.de